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1. Geschichte der Alten Welt - S. 58

1860 - Freiburg : Herder
58 Geschichte der alten Welt. zu, daher wurde schon damals Wohlredenheit sehr hoch geschätzt; denn wenn auch das Volk nur sein Wohlgefallen oder Mißfallen kundgeben und nicht eigentliche Beschlüsse fassen konnte, ein frecher Schreier wohl selbst durch Streiche zur Ruhe gewiesen wurde, so konnte doch bei ent- schiedenem Widerwillen des Volkes keine bedeutende Unternehmung aus- geführt werden. § 166. Mit dem Könige saßen die Edlen auf freiem Platze auf geglät- teten Steinen zu Gericht, hörten Rede und Gegenrede der Streitenden, während das Volk Herumstand und durch Zuruf Partei nahm; wie bei öffentlichen Berathungen hielt der König durch seinen Herold Ordnung und sorgte dafür, daß der Ausspruch des Gerichtes Gehorsam fand. Mord war ein sehr häufiges Verbrechen, gewöhnlich aus Rache oder im Zorne verübt, und wie alle Südländer suchte auch der Grieche den Gegner durch Ueberraschung oder Hinterlist zu überwältigen, vermied den Zweikampf und kannte den germanischen Begriff der Ehre nicht. Der Mörder verfiel aber der Blutrache der Verwandten des Ermor- deten; er entstoh daher gewöhnlich und wurde erst wieder in den Ge- meindeverband und damit in den Schutz der Gesetze ausgenommen, wenn er die Verwandten durch die Entrichtung der bedungenen Sühne von der Pflicht der Blutrache entbunden hatte. Verhältniß § 167. Der Fremde galt als Feind, daher Seeraub, Plünderung ru d^Frem- Hemden Gebietes und Menschenraub Thaten waren, die den Häuptlin- gen, besonders jugendlichen, große Ehre einbrachten. Der fremde Wan- derer, Flüchtling re. schützte sich aber dadurch, daß er sich als Gast, wo möglich in ein vornehmes Haus, aufnehmen ließ; die Gastfreund- schaft war gegenseitig, vererbte sich von Geschlecht zu Geschlecht und wurde heilig gehalten; viele und weit entfernte Gastfreunde zu haben gehörte zur Auszeichnung des Königs. § 168. Wie die kleinen griechischen Staaten den orientalischen Reichen keineswegs glichen, so wenig Aehnlichkeit hatten auch die griechischen Könige mit den Despoten Asiens und Aegyptens. Das Volk entrichtete keine Abgaben an den König (jedoch bei außerordentlichen Fällen eine Bei- steuer) und leistete auch keine Frvhndienste, weder dem Könige, noch den Edlen. Feldarbeit aus eigenem Gute entwürdigte nicht; selbst Könige spannten die Stiere vor den Pflug und machten sich eine Ehre daraus den schweren Boden in geraden Furchen zu durchschneiden; Königösöhne bewachten die weidende Heerde, während die Mutter im weiten Ge- mache des Palastes mit den Mägden spann und wob; die Arbeit war ©ffiwn, demnach nicht dem gemeinen Manne und den Sklaven allein überlassen. Sklaven fanden sich nur im Hause des Königs und der Edlen und wur- den in der Regel sehr milde behandelt, wir sinden sie sogar in einem wahrhaft freundschaftlichen Verhältnisse zu dem Herrn stehend; doch züchtigt der zornige Herr auch willkürlich, tödtet den Widersetzlichen und läßt den Verräterischen eines qualvollen Todes sterben. s 169. Das königliche Haus war sehr geräumig, aber Wände und Säulen waren nur aus Holz; der König selbst nahm bei dem Bau Richtschnur und Beil zur Hand; Steinbauten alter Könige schrieben die Griechen fabelhaften oder fremden Meistern, z. B. lykischen, zu; von Tempeln ist bei Homer sehr selten die Rede, nur einmal von dem höl- zernen Bilde einer Göttin. Man opferte in der Regel im Freien.
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