1860 -
Freiburg
: Herder
- Autor: Bumüller, Johannes
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule, Höhere Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Bürgerschule, Gymnasium, Realschule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Geschichte der alten Welt.
Mathematik pflegte er eifrig und erfand den nach ihm benannten
wichtigen Lehrsatz der Geometrie. Er wirkte auch auf das politische
Leben; sein Ideal war ein Staat, dessen Leitung in den Händen eines
Vereins von Weisen und Tugendhaften wäre. Die Aufnahme in den-
selben erfolgte nach verschiedenen Prüfungen und Weihungen, denn der
Verein hatte mehrere Grade. In Kroton, wohin Pythagoras ausge-
wandert war, gelang es ihm wirklich seinen Gedanken auszuführen und
einige griechisch-italische Städte folgten dem gegebenen Beispiele;
doch ertrug der griechische Volksgeist die Geheimthuerei eineö Ordens
und dessen Herrschaft nicht lange, er empörte sich gegen denselben und
vernichtete ihn beinahe; daher finden sich später nur vereinzelte Py-
thagoräer, aber Männer von hohem Geiste, die wie ihr Meister sich
um die Ausbildung der Mathematik und Mnstk große Verdienste erwar-
den (Archytas von Tarent).
§ 235. Tenophanes von Kolophon wandcrte gleichfalls nach
Die Elcatcn. Unteritalien aus, nach Elea, daher heißt die von ihm gegründete Schule
die elea tische; sie lehrte, daß alles, was ist, zusammen ein einziges
untrennbares Ganzes bilde und die Wahrnehmungen der Sinne trügerisch
seien, wirkliche Erkenntniß nur durch Vernunftschlüsse vermittelt werde.
§ 236. Endlich geschah gegen Ende dieses Zeitraums auch der
Uebergang von der epischen Erzählung zu der historischen durch die
Anfänge sogenannten Logographen, d. h. Schriftsteller, welche die Ueber-
si-x^rungen über die Schicksale der Stämme, Städte, berühmter Ge-
m ung. sachter re. in der Sprache der Prosa aufzeichneten (Kadmuö von Mi-
let, Hekatäus von Milet, Hellanikuö von Mitylene re.).
B. Griechenlands Blütezeit.
Die Perserkriege.
Der .jonische Ausstand (500—494 v. Chr.).
§ 237. Dem Perserkönig Darms Hystaspis war es auch ohne die
Erfahrungen auf seinem Zuge gegen die Skythen (s. § 120) klar genug,
daß die asiatischen Griechen so lange gefährliche Unterthanen sein
würden, als deren Brüder in Europa ihnen das verführerische Beispiel
der Freiheit vorhielten, daher mußte die Unterwerfung derselben in seiner
Absicht liegen. Die Unternehmung schien nicht schwer auszusühren;
denn der Großkönig hatte durch den skythischen Feldzug in Thrakien
festen Fuß gefaßt (Aenus, Doriskus, Byzanz rc. hatten starke persische
Besatzungen), und fand in den Tyrannen der griechischen Städte und
in den vertriebenen oder gedemüthigten Parteihäuptern die brauchbar-
sten und wichtigsten Werkzeuge. So bettelte z. B. Hippias um seine
Wiedereinsetzung, so die vertriebenen Eupatriden von Narus; wenn der
König in den griechischen Städten Tyrannen oder Oligarchien einsctzte,
so mußten ihm diese getreu sein, falls sie nicht ein Opfer des Volks-
haffes werden wollten; jeder Tyrann und jede Oligarchie dieser Art
war gleichsam ein Ring der Kette, mit welcher der Perserkönig die
griechischen Städte an seinen Thron zu fesseln gedachte.
Anfänge des § 238. Die vertriebenen Eupatriden von Narus sollte der Tyrann
Aufstandes. Aristagoras, zurückführen, aber die Unternehmung schei-
terte gänzlich und Aristagoras, der die königliche Ungnade fürchtete und