1860 -
Freiburg
: Herder
- Autor: Bumüller, Johannes
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule, Höhere Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Bürgerschule, Gymnasium, Realschule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Geschichte der alten Welt.
Pkriklcischcr Darauf schlossen Sparta und Athen Frieden auf 30 Jahre; letzteres
Friedens räumte Nisäa, Megaras Hafenstadt, die von ihm besetzten Küsten-
plätze des Peloponnes und anerkannte die Unabhängigkeit der böotischen
Städte.
§ 261. Die reiche und mächtige Stadt Samus siel fünf Jahre
später von Athen ab, wurde aber trotz des hartnäckigsten Widerstandes
und der Unterstützung des Satrapen zu Sardes zur Ergebung genöthigt;
sie verlor ihre Kriegsschiffe und Festungswerke und bezahlte überdies
die Kriegskosten. Darauf unterwarfen sich auch die dorischen Städte
Byzanz und Potidäa; Sinope wurde von seinem Tyrannen be-
freit und durch 600 athenische Bürger verstärkt; athenische Kolonien
wurden auf dem Chersones, an der thrakischen und makedonischen Küste,
auf der Stätte des zerstörten Sybaris in Unteritalien aber Thurii
angelegt.
Äthcns Größe unter perikles.
§ 262. Athen beherrschte fetzt mit wenigen Ausnahmen alle Inseln
des ägeischen Meeres, die jonischen, dorischen und äolischen Städte in
Kleinasien, die Küsten Thrakiens, Makedoniens und die Kolonien am
Pontus; es war die erste Seestadt der Welt und Gebieterin eines
Reiches von wenigstens 10 Millionen Menschen. Das jährliche Staats-
ernkommen finden wir zwar nirgends genau angegeben; cs war aber
jedenfalls sehr groß (die Steuer der Bundesgenossen allein betrug zu-
letzt 1000 Talente), und da Athen trotz seiner Kriege, der großen und
prächtigen Bauten und Kunstwerke beim Ausbruche des peloponnesischen
Krieges über einen Schatz von 8000 Talenten verfügen konnte, so er-
hellt, daß die Finanzen Athens blühender waren, als die irgend eines
Staates der alten und neuen Zeit.
§ 263. Gebieter dieses Reiches war die souveräne Bürger-
schaft von Athen, d. h. 20—30,000 Bürger, die alle vollständig
gleichberechtigt waren. Im Perserkriege hatten alle gemeinschaftlich ge-
litten, gestritten und gesiegt, deßwegen wurden die Thetes auf den An-
trag des Aristides als vollberechtigt erklärt, und Perikles beseitigte den
letzten Vorzug der angesehenen Bürger, indem er dem Areopag die
Oberaufsicht über Verfassung, Sitten und Staatsschatz abnahm und ihm
nur sein Richtcramt ließ. Perikles war aber auch bemüht, allen Bürgern
eine solche Stellung und Bildung zu geben, daß sie ihre Pflichten er-
füllen konnten. Der Heliaste erhielt für jede Gerichtssitzung 1 Obol
(später 3); wer der Volksversammlung beiwohnte, konnte 1 Obol er-
heben ; der ausrückende Hoplite erhielt täglich 4 Obolen, ein Offizier
das Doppelte, ein Reiter das Dreifache (mit 1 i/2 Obolen konnte aber
damals ein Mann leben). Außerdem waren wenigstens 60 Trieren
im Dienste, auf welchen neben den angeworbenen Matrosen viele är-
mere Bürger dienten (auf die Triere sind wenigstens 200 Mann zu
rechnen) und der gemeine Seemann täglich 3—4 Obolen Sold er-
hielt; die Zeughäuser und Werften des Staates beschäftigten gleichfalls
viele tausend Hände.
Die Stadt § 264. Perikles vollendete die Befestigung Athens und des Piräeus;
Athen. Athen bestand seitdem aus zwei kreisförmigen Städten: nämlich aus der
eigentlichen Stadt mit einem Umfange von 43 Stadien, der Hafenstadt