1860 -
Freiburg
: Herder
- Autor: Bumüller, Johannes
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule, Höhere Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Bürgerschule, Gymnasium, Realschule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Geschichte der alten Welt.
^ nützigkeit, sowie durch den Ernst, mit welchem er dem Volke die Wahr-
heit sagte, keine Demagogen aufkommen ließ.
Der pcloponnesische Krieg (431—404 v. Chr.).
Ursachen. § 268. Die Veranlassung zu dem großen Kriege zwischen
Athen und Sparta gab die Feindschaft zwischen Korinth und
Kerkyra, in welche diese wegen der gemeinschaftlichen Kolonie Epi-
damnus (Dyrrhachium, jetzt Durazzo) gerathen waren; Athen nahm
das von den Kerkyräern angebotene Bündniß an und verhinderte die Ko-
rinther wegen einer Niederlage Rache zu nehmen, worauf sich diese kla-
gend an Sparta wandten. Dieses zögerte; als aber Potidäa, eine
korinthische Kolonie, von Athen abfiel und belagert wurde, drohte Sparta
mit Krieg, wenn die Athener die Belagerung nicht aufheben und alle
sogenannten Bundesgenossen freilassen würden, was nichts anderes be-
deutete, als daß Athen seine Macht und sein Staatseinkommen frei-
willig um mehr als die Halste vermindern sollte.
s 269. Perikles bewies den Athenern, daß der Krieg zu ihren Gun-
sten enden müsse, wenn sie 1) sich während desselben auf die Erhaltung
ihres Besitzes beschranken und ihre Macht nicht durch weitaussehende
Unternehmungen theilen; 2) wenn sie der überlegenen feindlichen Land-
macht Attika zur Verwüstung überlassen und nur die Stadt vertheidigen
würden; denn Athen beherrsche das Meer, könne also nie bei offener
Zufuhr an Lebensmitteln Mangel leiden und jeden Einfall in Attika
durch Verwüstung des feindlichen Küstenlandes vergelten; es habe einen
großen Staatsschatz und so viel Jahreseinkommen, daß es den Krieg
aushalten könne, möge er noch so lange dauern. Das werde aber nicht
der Fall sein; denn der Feind werde sich bald überzeugen, daß er trotz
seiner 60,000 Hopliten Athen nichts anhaben könne; eine Seemacht zu
schaffen aber sei ihm unmöglich, weil es ihm dazu an den nöthigen Geld-
mitteln gebreche, und die athenische Flotte zu überlegen sei, daher werde
er des Krieges in nicht allzu langer Zeit müde werden und der Bund
sich auflösen.
§ 270. Die Athener begriffen, daß Perikles die Lage richtig be-
urtheile und seine Berechnung des künftigen Ganges der Ereignisse un-
fehlbar zutreffen müsse; sie wiesen daher die Forderung der Spartaner
zurück und nahmen den Krieg an. Es war der größte, den die Grie-
chen je führten, und beide Theile machten sich durch Grausamkeit und
Wortbruch Unehre; der alte Haß der Dorer und Ionier loderte neu
auf, und da Sparta die Aristokratie, Athen die Demokratie unter-
stützte, gesellten sich zu dem allgemeinen Kriege blutige Parteikämpfe
in den einzelnen Städten, die z. B. in Kerkyra durch ihre Bestiali-
tät den Franzosen bei ihrer ersten Revolution als Muster hätten die-
nen können.
Der Krieg (der sogenannte archidamische) dis zum Frieden des Uikias
(431-421 v. Chr.).
§ 271. Das Vorspiel lieferten die Thebaner, die ohne Kriegserklä-
rung mit Hilfe einiger Aristokraten zu Platää in diese Stadt nächt-
licher Weise eindrangen, aber ihren Treubruch theuer bezahlten. Der
verwüstende Einfall des Bundesheereö unter dem spartanischen König