1860 -
Freiburg
: Herder
- Autor: Bumüller, Johannes
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule, Höhere Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Bürgerschule, Gymnasium, Realschule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Geschichte der alten Welt.
die andere, daß er das Volk verachte; deßwegen wurde er auch zum
Tode verurtheilt und mußte den Giftbecher trinken. Seine zahlreichen
Die Sokra- Schüler gründeten wieder eigene philosophische Schulen: Antisthenes
1cc' die der sogenannten Kyniker, welche durch möglichst große Unabhängig-
keit von äußerlichen Bedürfnissen und Verhältnissen ein vernunftgemäßes
und darum glückliches Leben zu erringen lehrten; Aristippus die der
Kyrenaiker, welche das Glück im Genüsse suchten, der aber durch
Einsicht, Mäßigkeit und Selbstbeherrschung geregelt wird. Der be°
Plato rühmteste Sokratiker ist Plato, einer angesehenen athenischen Familie
429-348. angehörig; er lebte von allen Geschäften zurückgezogen der Philosophie
und seinen Schülern (Akademiker) und weckte mehr als jeder andere
Philosoph des Alterthums die Sehnsucht nach Wahrheit und nach gött-
Aristotcles licher Offenbarung. Sein Schüler Aristoteles aus Stagira, wohl
¿84—322. größte Denker aller Zeiten, baute fast jedes Gebiet des menschlichen
Wissens erfolgreich oder geradezu schöpferisch an; er hat den idealen
Schwung Platos nicht, sondern steigt von dem Boden der Erfahrung
an der Hand der Vernunft zur Lösung der höchsten Aufgaben der Phi-
losophie empor (Schule der Peripatetiker).
6. Das griechisch-makedonische Reich (333 — 323 v. Ehr.).
Makedonien vor König Philipp Ii.
Dasvolkder § 301. Die Makedonier waren ein echtgriechischer Stamm, wie
Makedonier, Forschungen glaublich machen, der hauptsächlich in den oberen
Thälern des Haliakmon und Erigon, eines Nebenflusses des Arius, an-
gestedelt war, von wo sie sich in die Ebene Emathia ausbreiteten und
fortwährend mit thrakischeu und illyrischen Stämmen zu kämpfen hat-
ten. Ihre Könige führten ihr Geschlecht gleich den dorischen Stamm-
häuptern auf Herakles zurück und ihre Würde trug bis in die spätere
Zeit das Gepräge des Königthums im Zeitalter der Heroen. Der König
brachte die nationalen Opfer dar, war Oberfeldherr und höchster Rich-
ter; seine nächste Umgebung waren die Adeligen, welche „Freunde des
Königs" hießen; sie dienten im Kriege als schwere Reiterei und in zwei
Schaaren zu Fuß als königliche Garde. Das gemeine Volk beschäf-
tigte sich mit Viehzucht und Ackerbau und wurde in große Landsg'emein-
den zusammengerufen, wenn es die Beschlüsse des Königs und seiner
adeligen Räthe vernehmen und seine Meinung kundgeben sollte; nur die
Landsgemeinde konnte über einen Makedonier die Todesstrafe ausspre- -
chen und vollzog dieselbe durch Steinigung. Lange Zeit blieb Make-
donien unbedeutend und erwehrte sich oft nur mit Mühe seiner thrakischen
und illyrischen Nachbarn, während es durch die griechischen Koloniea
fast gänzlich vom Meere abgeschnitten wurde. Der Verkehr mit den
rasch voranschreitenden griechischen Städten blieb aber auch nicht ohne
fördernden Einfluß auf die Makedonier, namentlich auf den könig-
lichen Hof.
§ 302. Der Feldzug des Mardonius in Thrakien brachte Make-
donien unter persische Oberhoheit, und König Alexander I. leistete
Terxes Heerfolge bei dessen Zuge nach Griechenland; die Siege der
Griechen befreiten auch Makedonien, die gefährliche Macht Athens brach
der peloponnestsche Krieg, und als die Stadt Olynth im Begriffe war