1860 -
Freiburg
: Herder
- Autor: Bumüller, Johannes
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule, Höhere Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Bürgerschule, Gymnasium, Realschule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Geschichte der alten Welt.
auszurotten. Deßwegen begnügte er sich auch die trotzigen Spartaner
zur Ruhe zu weisen, anstatt, wie er wohl konnte, Sparta selbst einzu-
nehmen und zu zerstören, und berief Abgeordnete aller griechischen
337. Staaten nach Korinth, wo er einstimmig zum Oberfeldherrn der grie-
chischen Nation ernannt, der Krieg gegen Persien beschlossen und es
dem Könige überlassen wurde, für jeden Staat das betreffende Kontin-
gent an Mannschaft und Geld zu bestimmen. Alle Vorbereitungen zu
dem großen Nationalkriege waren getroffen, ein Theil des Heeres schon
Philipp it. vorausgeschickt, da siel der König als Opfer der Privatrache eines
ir336^Ct ^elmanns Pausanias, 336, mitten in einer Festfeier.
Alexander der Große (336—323 v. Chr.).
Thrakischer Feldzug, Zerstörung Thebens (336—335 v. Chr.).
§ 312. Philipps Sohn Alexander vereinigte wie er die ganze
griechische Bildung in sich, überragte ihn aber noch durch Heldenmuth
und Großartigkeit der Entwürfe, sowie durch seinen Widerwillen gegen
Ausschweifung und Gemeinheit. Schon durch seine Thaten unter Phi-
lipp war er der Liebling des Heeres geworden, daher war es ihm leicht
die ihm feindselige Partei niederzuwerfen, und daß dabei Blutsver-
wandte, die gefährlich werden konnten, bei Seite geschafft wurden, er-
schien den Makedoniern wie allen nicht-christlichen Völkern als eine
durch die Umstände gebotene Maßregel.
Bald gab der junge König überraschende Beweise seiner Thatkrast.
Die Nachricht von Philipps Ermordung hatte Theben und Athen
mächtig aufgeregt, aber ehe sie sich dessen versahen, stand Alexander
mit seinem Heer in Böotien und verzieh den Erschrockenen auf ihre Ab-
bitte hin. Hierauf hielt er einen Tag zu Korinth, ließ sich zum
Oberfeldherrn gegen Persien ernennen und würdigte den Trotz
der Spartaner keiner Beachtung. Er kehrte nach Makedonien zurück,
schlug die aufgestandenen thrakischen und illyrischen Stämme nieder,
ging über den Hämus, über die untere Donau, zeigte den Geten und
Bastarnen sein siegreiches Heer, um ihnen die Lust zu Einfällen in sein
Reich zum voraus zu verleiden.
§ 313. Da durchflog die griechischen Städte auf einmal die Nach-
richt, Alexander sei gegen die Geten gefallen; es entstand darüber em
allgemeiner Jubel, die Thebauer empörten sich und erschlugen alle
Makedonier, die sie außerhalb der Kadmea trafen, und es regnete
gleichsam Volksbeschlüffe in Athen und andern Städten über die wieder
erlangte Freiheit. Aber Alexander stand schon bei Onchestus, als die
Thebaner erst erfuhren, er lebe noch und ziehe heran; vergebens ver-
langte er Ergebung auf gnädige Bedingungen, sie griffen vielmehr sein
Heer an, wurden nach harter Gegenwehr in die Stadt zurückgedrängt
und diese erstürmt; 6000 Thebaner verloren das Leben, 30,000 Ein-
wohner, meist Weiber und Kinder, wurden in die Sklaverei verkauft,
Theben zer- die Stadt bis auf die Tempel und einige Privatwohnungen dem Erd-
boden gleich gemacht. Dieses Strafgericht wirkte; Athen bat um Ver-
zeihung und alles fügte sich wieder.