1860 -
Freiburg
: Herder
- Autor: Bumüller, Johannes
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule, Höhere Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Bürgerschule, Gymnasium, Realschule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Geschichte der alten Welt.
Ptolemäer, während auch die Könige von Pergamum, Bithynien, Syrakus
rc. ihnen nacheiferten, denn sie alle waren griechische Könige, und einem
Griechen war Sinn für geistiges Leben und geistige Genüsse angeboren.
Begreiflich hatte sich der Nationalgeschmack mit dem Charakter der Na-
tion geändert; das Kolossale fand jetzt in der bildenden Kunst den
meisten Beifall, sowie das Reizende und Ueppige, dies gilt auch von
der Malerei, die durch Apelles, welchem Zeuxis und Parrhasius voran-
gcgangen waren, ihren Höhepunkt erreichte. Die Poesie fühlte das
Walten der neuen Zeit am tiefsten; das Epos wird ein gelehrt aufge-
bautes Gedicht wie die Tragödie, die neue Komödie darf sich nicht mehr
an die Wirklichkeit wagen, sondern muß neben den fingierten Personen
auch die Handlung erdichten. Doch hat dieses Zeitalter durch Theo-
krit aus Sicilien der bukolischen Poesie das Leben gegeben. Die Ge-
schichtschreibung ist durch und durch gelehrte Arbeit, oft mit gespreizter
Manier den Leser zu belehren und aufzuklären; zudem behandelt sie
nicht mehr die Gegenwart, sondern wendet sich am liebsten in die Vor-
zeit, ohne die Mittel zu besitzen, deren Dunkel zu erhellen und deren
Räthsel zu lösen; auch griechisch gebildete Ausländer betreten diesen
Weg, wie z. B. Berossus und Manetho, beide mit der Absicht,
ihrem Volke so viel altes Verdienst und Ruhm als nur immer möglich
zuzuwenden, je weniger es davon in der Gegenwart aufzuweisen hatte.
8 339. Eine neue Wissenschaft bildete sich zu Alexandrien aus, die
Grammatik nämlich, welche bei den Alten ungefähr den Umfang der
Wissenschaft hatte, die wir jetzt Philologie nennen. Diese Gramma-
tiker sammelten Handschriften für die berühmte alexandrinische Bi-
bliothek, stellten verdorbene Texte wieder her, erläuterten sie in
sprachlicher und sachlicher Beziehung und theilten Wissenschaften und
Schriftsteller in Klassen ein. Als die berühmtesten Grammatiker nennt
man: Zenodotus, Aristophaneö und Aristarch (der strenge,
sprichwörtlich gewordene Kritiker).
8 340. Am meisten verdankt die Naturwissenschaft und Mathe-
matik dieser Periode, die man die alexandrinische nennen kann. Aristo-
teles hatte den Naturwissenschaften die Grundlage geschaffen,
auf welcher seine Schüler fortbauten: in der Botanik Theokrit und
Dioskurides, in der Medici», Physiologie und Anatomie He-
rophilus, Erasistratus, Eudemus und Philinus rc. Der
Name Euklid es erinnert sogleich an das meisterhafte geometrische
Lehrbuch, das noch heute in den Schulen gebraucht wird; Ara tus von
Soli theilte in poetischer Form die astronomischen Kenntnisse seiner
Zeit mit und seine Schrift war in der Hand aller Gebildeten. Der
größte Astronom dagegen war Hipparchus von Nikäa; er begründete
die ebene und sphärische Trigonometrie, lieferte ein Verzeichniß der Fix-
sterne, stellte eine bessere Methode zur Berechnung der Sonnen- und
Mondsfinsternisse auf, gab eine genauere Berechnung des Sonnenjahres,
entdeckte das Vorrücken der Aequinoctien, lehrte die Methode, die
geographische Länge und Breite eines Ortes zu bestimmen und ist also
auch der Vater der Chartographie. Eratosthenes aus Kyrene
ist als Chronolog, Geograph und Astronom berühmt (Messung eines
Erdgrads, Berechnung der Schiefe der Ekliptik, des Umfangs der Erde) ;
Ktesibius und sein Schüler Hero machten sich einen Namen durch