1860 -
Freiburg
: Herder
- Autor: Bumüller, Johannes
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule, Höhere Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Bürgerschule, Gymnasium, Realschule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
Die Römer.
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die Etsch, die südliche bis Ravenna; das Land diesseits des Apennin von
der Makra bis an die Tibermündung, das eigentliche Etrurien oder
Tuscien (so ziemlich dem heutigen Toskana entsprechend); nach Kam-
panien, der Ebene zwischen dem Vulturnus und Silarus, gelangten
sie wahrscheinlich zu Schiffe und gründeten zwölf Städte, deren Haupt
Kapua war. Die griechische Sage bringt die Etrusker mit den Tyr-
rhener-Pelasgern und den Lydern in Verbindung und läßt durch sie
Agylla oder Cäre sowie Tarquinii gegründet werden, was bis
heute weder zureichend bewiesen noch widerlegt ist.
§ 347. Auf der östlichen Seite der Etrusker im Pothale wohnten Veneter,
von der Athesis (Etsch) bis an den Sontius und Timavus
(Zsonzo und Timavo) die Veneter, wahrscheinlich ein illyrischer
Stamm, der mit Liebe der Viehzucht und dem Ackerbau oblag; in die
venetischen Seestädte kam in ältester Zeit der Bernstein auf dem Land-
wege von den Ostseeküsten und wurde von den Phönikiern abgeholt,
daher die Griechen in dem Po den Eridanus ihrer Mythe zu sinden
glaubten, an dessen Ufern der Bernstein aus Pappelbäumen sich erzeu-
gen sollte.
Auch die Bewohner der Halbinsel Istrien, die bis Pola zu Ita-
lien gerechnet wurde, waren illyrischer Abkunst.
§ 348. An den Oueüflüssen des Po, in den Alpen und in dem Ligurer.
Apennin, an dem von ihnen benannten ligurischen Meerbusen hausten
zum Theil noch in Höhlen die Stämme der Ligurer, abgehärtete,
tapfere Krieger, die hauptsächlich Viehzucht, daneben aber auch Seeräu-
berei trieben.
§ 349. Ligurer und Iberer (Spanier) sollen die Inseln Sar- Bewohner
dinien und Korsika bewohnt haben; Melite (Malta) mit den Ne- bct
beninseln hatten phönikische Kolonisten besetzt; Phönikier hatten sich auch
auf Sicilien eingenistet (s. § 66); seit dem achten Jahrhundert er-
schienen aber die Griechen, welche die italischen Sikuler oder Sika-
ner größtentheils unterwarfen. Noch etwas früher hatten die Griechen
auch die Küsten Unteritaliens mit Kolonien zu bedecken angefangen, so
daß sie ein eigentliches italisches Griechenland gründeten (s. § 182).
Lorrömische Geschichte Italiens.
§ 350. Die eigentliche Geschichte Italiens beginnt erst mit dem
Auftreten der Römer, denn die drei Völker: Etrusker, Samniten und
Latiner, auf welchen das Schicksal der Halbinsel beruhte, hatten bei der
Gründung Roms ihre volle Entwicklung bereits erreicht; übrigens haben
wir keine Geschichte dieser Völker, kaum einige Andeutungen.
Die Kultur der Etrusker war eine ganz eigenthümliche; sie widme- Kultur der
ten dem Landbau die größte Aufmerksamkeit und führten zu diesem Glrui5fc':'
Zwecke erstaunliche Wasserbauten aus, z. B. die sogenannten fossae
Philistinae in dem Podelta, große Kanäle und Dämme zur Entsumpfung
des Bodens und zum Schutze gegen Hochwasser (wie in den Niederlan-
den); auch haben sie den Maremnen an der tyrrhenischen See mehr
gesunden und urbaren Boden entrissen, als nach dem Untergange ihrer
Kultur seitdem in vielen Jahrhunderten gelungen ist. Ihre Städte
umgaben sie mit sogenannten kyklopischen Mauern, von denen