1860 -
Freiburg
: Herder
- Autor: Bumüller, Johannes
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule, Höhere Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Bürgerschule, Gymnasium, Realschule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Geschichte der alten Welt.
noch bedeutende Numen vorhanden sind; sie verstanden vor den Griechen
die Kunst gemauerte Gewölbe aufzuführen, wovon Werke wie bei Kor-
neto, in der Nahe des gänzlich verschwundenen Tarquinii, und die
Kloaken Roms Zeugniß geben. Ihre Grabgewölbe sind für unsere
Zeit Schatzkammern der etruskischen Kunst geworden; besonders findet
man viele bemalte Vasen aus gebrannter Erde, Schmucksachen und an-
dere Arbeiten aus Metall, welche die Kunstfertigkeit der Etrusker und
zugleich beweisen, wie frühe die Griechen, mit denen die Etrusker in
vielfache feindliche Berührung kamen, auf sie einwirkten. Von den Grie-
chen erhielten sie auch Münze und Schrift, wie die neuesten Forschun-
gen zeigen, denen es bisher wohl gelang, etruskische Inschriften zu
lesen, aber nicht deren Text zu übersetzen, so daß uns die etruskische
Sprache ein Räthsel geblieben ist.
Religion der § 351. Die etruskische Religion war ein ausgebildetes System,
Etrusker, hatte aber etwas Düsteres und forderte in alter Zeit Menschenopfer;
die Kunst, aus den Eingeweiden der Opferthiere, aus dem Vogelfluge
und anderen Zeichen, besonders aber aus den Blitzen den Götterwillen zu
erkennen, wurde mit ängstlichem Fleiße betrieben und damit ein sehr
verwickelter Ceremoniendicnst verbunden; ein aus der Erde emporgestie-
gener Zwerg Tages sollte ihnen diese Lehren gegeben haben, welche
in heiligen, nur den Lukumonen zugänglichen Schriften niedergelegt
waren. Diese Lukumonen waren ein geschlossener Stand, der die Vor-
rechte des Priesterthums und Adels in sich vereinigte und das andere
Volk in Dienstbarkeit hielt. Jede Stadt bildete nämlich eine aristo-
Verfassung. kratische Republik und hatte kleinere Städte unter ihrer Bot-
mäßigkeit; die Lukumonen wählten einen aus ihrer Mitte zum lebens-
länglichen König, der die Beschlüsse des Rathes, in welchem er den
Vorsitz führte, vollzog, im Kriege das Heer anführte, bei Festen voran-
ging rc. und als Auszeichnung einen goldenen Kranz, Purpurkleid und
elfenbeinernen Sccpter trug, sowie einen eigenen Sessel hatte (sella
curulis). Am Po, wie am Arnus und in Kampanien waren je zwölf
Städte in einen Bund vereinigt, der jedoch so locker war, daß jede
Stadt für sich Krieg führen konnte. Die bedeutendsten Städte des
eigentlichen Etruriens waren: Pisä, Klusium, Perusia, Kor-
tona, Arretium, Volaterrä, Tarquinii, Volsinii, Cäre,
Veji, Falerii. Ihre jährliche Bundesversammlung hielten sie in
dem Tempel der Voltumna bei Volsinii, wobei es sich jedoch in der
Regel mehr um Opfer und andere religiöse Angelegenheiten, als um
politische Dinge handelte.
Latiner. § 352. Die alten Latiner (Piì86ì Latini, weil später latinische
Gemeinden außerhalb Latiums gegründet wurden) bewohnten den mitt-
leren Theil der Ebene, welche sich vom etruskischen Cäre bis zum Vor-
gebirge von Terracina zwischen dem Meere und den Vorbergen des
Apennin hinzieht, ein Gebiet von etwa 34 (Hmeilen, umgeben von
Etruskern (die Tiber war Gränze), Sabinern, Aequern, Volskern und
Rutulern. Sie waren ein ackerbauendes, fleißiges, sittenstrenges und
religiöses Volk, das sich Burgen und Festungen als Zufluchtsstätten in
natürlich geschützten Lagen gründete, besonders auf Hügeln und Bergen,
die aus der Ebene emporstiegen. Ihre 30 Städte oder Gemeinden
waren zu einem lockeren Bunde vereinigt, dessen Mittelpunkt Alba