1860 -
Freiburg
: Herder
- Autor: Bumüller, Johannes
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule, Höhere Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Bürgerschule, Gymnasium, Realschule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
Das römische Kaiserreich.
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trafen sich beim Vorgebirge Akt» um am Eingänge des ambrakischen Schlacht bei
Meerbusens und fochten mit äußerster Anstrengung, als Kleopatra smuim*
mit den ägyptischen Schiffen floh und Antonius ihr wie toll bis
Alexandrien nacheilte. Seine Flotte mußte auf diese Weise unterliegen
und nachdem das Landheer sieben Tage umsonst auf seine Rückkehr ge-
wartet hatte, ging es zu Oktavian über.
Dieser suchte seinen ehemaligen Schwager und Freund in Aegypten
auf, der sich bald wehrlos sah und sich selbst tödtete; Kleopatra
ahmte sein Beispiel nach, als sie einsehen mußte, daß sie von Okta-
vian zur Hauptzier seines Triumphes in Rom bestimmt war.
Zehntes Kapitel.
Das römische Kaiserreich.
Kaiser Augustus (31 v. Ehr. bis 14 n. Ehr.).
§ 540. Oktavian machte Aegypten zur römischen Provinz,
ordnete die Angelegenheiten Kleinasiens und kehrte über Griechen-
land nach Rom zurück, wo er triumphierte und mit allen erdenklichen
Ehren überschüttet wurde. Er war jetzt Alleinherrscher des rörni-Die Monar--
schen Reichs, die Republik war zu Ende und doch durfte der neue ^>iemitrepn-
Cäsar diese Thatsache nicht aussprechen und den Königstitel annehmen, g0^'elnfd,cn
denn die Römer, der Adelige wie der Proletarier, waren gewohnt in
der Vertreibung des Königs Tarquinius und der Errichtung der Repu-
blik den Ausgang der Herrlichkeit des römischen Namenö zu feiern;
sie kannten auch keine andere Monarchie als die der asiatischen Sultane,
die vor ihren Augen schmählich untergegangene der Seleukiden und
Ptolemäer sowie die sogenannten Könige der Barbaren; mit asiatischen
Sklaven und libyschen oder nordischen Barbaren wollten sich aber die
Römer nicht zusammenstellen lassen. Rom und Republik galten als
untrennbar, daher mußte Oktavian die republikanischen Formen
bestehen lassen, nachdem er die Alleinherrschaft mit Waffengewalt errungen
hatte, und mußte sich den Schein geben, als betrachte er sich als das
von Volk und Senat gewählte Oberhaupt der Republik, mit der Auf-
gabe, die gestörte Ordnung in derselben wieder herzustellen, und in der
That wäre das Reich allen Schrecken des Bürgerkrieges wieder anheim-
gefallen, wenn Oktavian die Zügel aus der Hand gegeben hätte.
§ 541. Er ließ sich daher nur auf eine bestimmte Zeit wählen,
nach Ablauf derselben aber wieder erwählen und sich unter republikani-
schen Amtstiteln die unumschränkte Gewalt übertragen. Als Impe-
rator hatte er den unbeschränkten Oberbefehl über die Land- und
Seemacht, als Princeps Senatuö leitete er den Senat, als Kon-
sul erließ er die Edikte, als Censor ergänzte und reinigte er den
Senat und führte die Oberaufsicht über Vermögen und Sitten aller
Bürger, als Pontifex Maximus überwachte er das ganze Reli-
gionöwesen und hatte das römische Staatsorakel, die sibyllinischen Bücher,