1860 -
Freiburg
: Herder
- Autor: Bumüller, Johannes
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule, Höhere Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Bürgerschule, Gymnasium, Realschule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Geschichte der alten Welt.
Schwiegersöhne M. Vipsanius Agrippa, seinen Stiefsöhnen Li-
berias und Drusus; K. Cilnius Macenas, der als Beschützer
des Virgil und Horaz weltbekannt geworden ist, war des Kaisers Ver-
trauter, begleitete aber kein Amt.
Äriege unter Äugustus. Äie Rcichsgräryen.
§548. Augustus liebte den Krieg persönlich nicht, denn er war
kein Feldherr, und ebenso wenig glaubte er, daß Eroberungskriege dem
römischen Reiche von Nutzen wären; dagegen machte er große Anstren-
gungen, die noch unabhängigen Völkerschaften im Umfange der Provin-
zen zu unterwerfen und die Gränzen des Reiches für alle Zukunft zu
sichern, daher bezeichnete seine dreimalige Schließung des Janustem-
pels nur die kurzen Pausen, in welchen die römischen Waffen ruhten.
§ 549. Im Osten des Reichs hatte sich während der Bürgerkriege
die Macht der Parther für das römische Asien als sehr gefährlich
erwiesen, doch hatten sich die Sultane in Ktesiphon überzeugen müssen,
daß ein Kampf mit der durch Augustus vereinigten römischen Reichsmacht
keineswegs Aussicht auf einen glücklichen Erfolg habe. Daher verstän-
digte sich Phraates Iv. mit Augustus, gab die von Krassus verlorenen
römischen Feldzeichen zurück und ließ sich die Einsetzung eines armeni-
schen Königs gefallen; denn Armenien gedachte Augustus als neutrale
Mittelmacht zwischen dem römischen und parthischen Reiche hinzustellen,
und duldete es nicht, wenn sich eine parthische Partei des Thrones be-
5 v. Chr. mächtigte. Ueber Syrien hinaus wollte er die römische Gränze nicht
vorrücken, sie sollte durch den Euphrat und weiter südöstlich durch die
Wüste bezeichnet sein.
8 550. Größere Mühe hatte Augustus in Europa; zwar die
Kantabrer und Asturer im nördlichen Spanien mußten sich trotz
der hartnäckigsten Gegenwehr in ihren Gebirgen unterwerfen, wieder-
holte Aufstände der Aquitanier in Gallien wurden ohne Mühe nie-
dergeschlagen, die Salassier in den grafischen Alpen bezwungen und
der penninische Paß (große Bernhard) durch die Kolonie Augusta
Prätoria (Aosta) gesichert, dagegen die Völker am Rhein und an der
Donau, in den Alpen und in dem Hämus ließen sich nie vollständig
beruhigen. Aus den rhätischen und narischen Alpen geschahen
Raubzüge bis Oberitalien, daher galt die erste große Unternehmung
des Kaisers dem Alpengebirge, welches er mit Recht als den Wall
Italiens betrachtete, der den nordischen Barbaren entrissen werden müsse.
§ 551. Unter seinen kriegskundigcn Stiefsöhnen Tiberius und
Drusus (aus der klaudischen Familie der Neroncn) brachen zwei starke
Heere, das eine von Gallien und Helvetien, das andere von Italien
15—13 v. her in das Alpenland ein, überwältigten Rhätien (Graubünden,
Tyrol), Bindelicien (Oberschwaben und Oberbayern), Norikum
(Salzburg, Oesterreich, Steyermark, Kärnthen) und nach längerem
bis 8v.chr. Kampfe Pannonien (so ziemlich das Land zwischen Norikum, Donau,
und Save), so daß die Donau die nördliche Gränze des römischen
Reiches und bald auch der römischen Kultur bildete, seitdem die eroberten
Länder mit römischen Ansiedelungen bedeckt und mit römischen Straßen
durchzogen wurden.
§ 552. Unterdessen hatten auch die Operationen an der