1860 -
Freiburg
: Herder
- Autor: Bumüller, Johannes
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule, Höhere Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Bürgerschule, Gymnasium, Realschule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
Das römische Kaiserreich.
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Die römische Kultur.
K 557. Wie das römische Reich durch Augustus eine feste Ordnung
erhielt und jene Ausdehnung erlangte, deren Gränzen nur von wenigen
seiner Nachfolger überschritten wurden, so erreichte auch zu seiner Zeit
die römische Kultur im wesentlichen ihren Höhepunkt, nachdem sie
die griechische in sich ausgenommen hatte.
8 558. Der alte Römer war ein fleißiger, haushälterischer Bauer, Charakter
ein ernsthafter, an die strengste Gesetzlichkeit gewöhnter Bürger, ein hatten
wohldisciplinierter Soldat, der das Meer scheute, die Fremden mied,
ihnen jedoch die Handelsgeschäfte überließ und sich nur mit den einfachen
Gewerben befaßte. Die sogenannten bildenden Künste waren daher
nie in Rom einheimisch, selbst dann nicht, als die siegreichen Feldherren
in den letzten Zeiten der Republik die Tempel und öffentlichen Plätze
Roms mit den Kunstwerken Griechenlands und Asiens schmückten und
ihre eigenen Häuser mit solchen anfüllten, als den vornehmen Römern
Kunstwerke so nothwendig schienen als den gemeinen das Hausgeräthe;
immer waren es griechische Meister, welche für dieses Bedürfniß der
vornehmen römischen Welt arbeiteten. Der Sinn der Römer war
mehr auf das Praktische oder Nützliche gerichtet; daher bildeten sie den
Landbau aus und eigneten sich hierin eifrig die Erfahrung neuerer Landbau.
Völker an. Dasselbe geschah in der Kriegskunst, in der sie die Kriegskunst.
Griechen weit übertrafen, und namentlich in der Baukunst. Sie Baukunst,
bauten zuerst eigentliche Kunststraßen (feste gepflasterte Dämme, die
sich theilweise bis in unsere Zeit erhalten haben), führten in ihre
größeren Städte gutes Trinkwaffer meilenweit und manchmal in Lei-
tungen herbei, welche auf Bogenpfeilern ruhten und den gewaltigsten
Viadukten unserer Eisenbahnen nichts nachgaben. Weil sie warme und
kalte Bäder zur Erhaltung der Gesundheit für unentbehrlich ansahen, Römerbäder.
bauten sie große öffentliche Badehäuser, und als sie sich in den
kältern Ländern niederließen, erfanden sie zweckmäßige Heizeinrich-
tungen. Die gymnastischen Spiele der Griechen hatten für sie wenig Spiele.
Reiz, dagegen liebten sie Wettrennen und Kriegs spiel, in späte-
rer Zeit die blutigen Gladiatorenkämpfe und Thierhatzen, für
welche ungeheure Amphitheater erbaut wurden.
8 559. Dem praktischen Sinne der Römer entspricht die Auöbil- Nechtswisscn-
dung des Rechts, worin sie alle Völker übertrafen; auch die Be- ^s^kett^
redtsamkeit fand bei ihnen einen fruchtbaren Boden, da vor Gericht,
im Senate und in der Volksversammlung die Kunst der Rede sich
geltend machen konnte, daher hatten auch die griechischen Rhetoren
in Rom schon in den letzten Zeiten der Republik zahlreiche Schüler.
Strenge Römer, wie der ältere Kato, widersetzten sich vergebens dem
Eindringen der griechischen Bildung, das nach dem zweiten panischen Griechisch-
Kriege überhand nahm und von vornehmen Familien, z. B. den Sei- Gilbung,
pionen, beschützt wurde. Kato selbst huldigte zuletzt noch dem frem-
den Geiste, denn er lernte noch im Alter griechisch und schrieb über den
Landbau sowie über altitalische Geschichte.
8 560. Die römische Geschichtschreibung bildete sich seitdem Historiogra-
ganz nach der griechischen aus und erreichte sie ziemlich, wie die uns