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1. Geschichte der Alten Welt - S. 184

1860 - Freiburg : Herder
184 Geschichte der alten Welt. die geringste Mühe populär zu werden, denn er hob die Komitial- w ah len auf, so daß sich das römische Volk nur mehr versammelte, wenn es eine kaiserliche Spende in Empfang nahm, was unter der Re- gierung des Tiberius nicht oft geschah, und bewies nicht das geringste Interesse für die öffentlichen Spiele, welche nächst dem täglichen Brot dem römischen Volke die wichtigste Angelegenheit waren. § 566. Auch das Schauspiel des Triumphes gewährte er dem Volke nur einmal und dazu sehr ungerne. Auf die Kunde von dem Tode des Augustus hatten sich die Legionen in Pannonien empört und obwohl die ärgsten Meuterer ihre Kühnheit mit den Köpfen bezahlten, so mußte der Kaiser doch eine kürzere Dienstzeit bewilligen. Bei den rheinischen mifistfien Legionen war dasselbe geschehen und sie hatten überdies ihren Befehls- Stämmcn. Haber Germanikus, den Sohn des Drusus und Adoptivsohn des Tiberius, zum Kaiser ausrufen wollen, so daß nur die Treue des Ger- manikus einen Krieg um das Erbe des Augustus verhinderte. Diese Legionen führte Germanikus dreimal über den Rhein, erfocht an der Weser einen bedeutenden Sieg über Armin, verlor aber in kleinen Tressen durch den Feind viele Leute und noch mehr durch den Unter- gang seiner Flotte in der stürmischen Nordsee, behauptete auch nicht 17 n. Chr. einen neuen Posten jenseits des Rheines und wurde endlich von Tibe- rius abberusen. Dieser sagte, es sei der römischen Ehre genug geschehen und man könne die Germanen getrost ihren eigenen Streitigkeiten über- lassen, worin er auch gar nicht Unrecht hatte. Denn schon im Jahre 19 n. Chr. führten Armin und Mar ob od die Macht des cheruski- schen und markomannischen Bundes gegen einander und maßen sich in einer blutigen Schlacht; sie hätte nichts entschieden, wenn nicht der Uebertritt der Longobarden den Marobod zum Rückzuge nach Böhmen gezwungen hätte, wo er das folgende Jahr durch einen Auf- stand vertrieben wurde. Er flüchtete nach Italien und aß noch manches Armins Tod. Jahr das römische Gnadenbrod; sein Gegner Armin aber, in welchem selbst die Römer den Befreier Germaniens anerkannten, wurde wahr- scheinlich im gleichen Jahre von seinen Verwandten ermordet, weil diesen die gebietende Stellung des Volkshelden unerträglich schien. Z 567. Im Jahre 19 starb Germanikus in Asien, wohin er von Tiberius geschickt worden war, um die gestörten Verhältnisse mit den Parthern zu ordnen. Das Volk glaubte, er sei auf Anstiften des Tiberius vergiftet worden und das Benehmen seiner stolzen Wittwe Agrippina schien diesen Argwohn zu bestätigen. Seitdem verwan- delte sich Tiberius in einen Tyrannen, dessen Menschenverachtung sich zum Menschenhaß steigerte, der nur noch für Grausamkeiten und Lüste zu leben schien. Er wußte, daß er sich nur auf das Militär verlassen konnte, daher verlegte er alle prätorianischen Kohorten nach Rom und wählte auch den Präfekten derselben, Sejanus, zu seinem Freunde. Dieser entwarf aber keinen geringeren Plan, als sich selbst die Allein- herrschaft zu erwerben; deßwegen räumte er zuerst den Sohn des Tibe- rius, den heftigen Drusus, durch Gift aus dem Wege und wußte den Kaiser gegen die Wittwe des Germanikus und die zwei ältesten Söhne derselben, Nero und Drusus, mit solchem Mißtrauen und Hasse zu er- füllen, daß von ihnen das Verderben selbst dann nicht abgewcndet wurde, als Sejan untergegangen war. Denn der Kaiser entdeckte dessen Absich-
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