1860 -
Freiburg
: Herder
- Autor: Bumüller, Johannes
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule, Höhere Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Bürgerschule, Gymnasium, Realschule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
Völkerwanderung und Untergang des weströmischen Reiches. 207
handelte mit Honorius, erschien jedoch 410 abermals vor Rom, das Manch in
er erstürmte und drei Tage lang plünderte; doch zerstörte er die Stadt
nicht und seine Gothen, obwohl Arianer, plünderten auch die Kirchen
nicht. Er zog von Rom nach Unteritalien, starb aber in demselben
Jahre bei Kosenza und wurde von seinen Kriegern in dem Flusse
Busento begraben.
8 633. Die Führung der Gothen erhielt Alarichs Schwager
Ataulf, der sich mit Honorius aussöhnte und dessen Schwester, die
Gefangene Placidia, heirathete; er zog nach Gallien und Spa-
nien und sein Nachfolger Wallia erneuerte das Bündniß mit dem
Kaiser, der den Gothen ihre Eroberungen überließ, die ihn dafür schein-
bar als ihren Oberherrn anerkannten. 4i8n.chr.
In ein ähnliches Verhältniß waren schon 413 die Burgunder
getreten, welche im östlichen Theile Galliens sich Wohnsitze erobert
hatten; das weströmische Reich bevölkerte sich so mehr und
mehr mit Germanen.
8 634. Honorius starb 423 und nach zwei Jahren von Krieg
und Aufruhr wurde der sechsjährige Valentinian Iii , der Sohn der Valenti-
Placidia, die nach Ataulfs Tode mit dem Feldherrn Konstantius "‘ßrt”25
vermählt worden war, unter der Vormundschaft seiner Mutter auf den bis 455.
Thron gesetzt.
Sie ernannte den Aötius zum ersten Feldherrn, der zum Un-
glücke des Reichs mit Bonifacius, dem Befehlshaber im weströmi-
schen Afrika, in bitterer Feindschaft lebte.
Die Vandalen in Afrika (429 n. Ehr.).
§ 635. Wie erzählt wird, gelang es dem Aötius und anderen
Feinden des Bonifacius diesen bei der Kaiserin so zu verdächtigen,
daß sein Verderben gewiß war, wenn er ihrem Befehle, sich in Rom
zu stellen, Folge leistete. Darum rief er die Vandalen, welche von
den Gothen in die südwestliche Ecke Spaniens (wo der Name Anda-
lusien noch an sie erinnert) gedrängt waren, zu Hilfe. Ihr König
Genserich, ein eben so listiger als kräftiger, grausamer und geldgie-
riger Barbar, setzte 429 über die Meerenge von Gibraltar und be-
mächtigte sich des ganzen weströmischen Afrikas, obgleich Boni-
facius, zu spät seinen Entschluß bereuend, die römischen Truppen
gegen ihn führte und Hippo eine 14monatliche Belagerung aushielt,
während welcher der hl. Augustinus, der Bischof von Hippo, starb. 430.
Die Vandalen, obwohl zum Arianismus bekehrt, bewiesen sich als
bestialische Barbaren, die nur für Mord, Marter, Raub und Krieg
Sinn zu haben schienen, dadurch aber auch die einheimische maurische
Bevölkerung so erbitterten, daß dieselbe aus ihren Schlupfwinkeln im
Gebirge einen unaufhörlichen Rachekrieg unterhielt.
8 636. Genserich hatte sich mit dem Westgothenkönig Theodorich
(Dietrich) verbündet und seinen Sohn Hunerich mit einer Tochter
desselben vermählt, aber in einer Wuthlaune dieselbe mit abgeschnitte-
nen Ohren und Nase ihrem Vater zurückgeschickt; aus Furcht vor dessen
Rache huldigte er dem Hunnenkönig Attila, der sich gegen das west-
römische Reich in Bewegung setzte.