1860 -
Freiburg
: Herder
- Autor: Bumüller, Johannes
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule, Höhere Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Bürgerschule, Gymnasium, Realschule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
Völkerwanderung und Untergang des weströmischen Reiches. 209
sandtschast der Papst Leo I., der Große, und sein Anblick wie sein
Wort erschütterte den Barbaren so sehr, daß er zurückkehrte. Schon
im folgenden Jahre starb er; nach der Sage nannte er sich selbst die
Geißel Gottes und wuchs kein Gras mehr, wo die Hufen seines Roffes
hintraten.
Unmittelbar nach seinem Tode zerfiel sein Reich; die unter-
worfenen Völker machten sich frei und die Hunnen wurden in die
Steppen zwischen dem Don, der Wolga, dem kaspischen Meere und
dem Kaukasus zurückgedrängt, wo sie in den Wogen neuer Völkerfluthen
verschwanden.
Nom durch Wenserich geplündert (455 n. Chr.).
§ 641. Bald nach dem Abzüge der Hunnen ermordete Valenti-
nian Iii. den Aötius, den er im Verdacht hatte, er strebe nach dem 454». Chr.
Kaiserthron, fand aber das folgende Jahr den Tod durch den Senator
Marimus, dessen Ehre er verletzt hatte. Der Mörder trat als Kaiser
auf und zwang Valentinians Iii. Wittwe Eudoria zur Ehe. Sie ent-
bot aber den Vandalen Genfer ich nach Rom; derselbe hatte eine
Flotte ausgerüstet, die Balearen, Sardinien und Korsika er-
obert und dadurch seinen Raubstaat für alle Länder am Mittelmeere
furchtbar gemacht. Er folgte dem Rufe der Eudoria willig, schiffte
seine Vandalen in Ostia aus und verschonte auf die Bitte des Pap-
stes Leo I. Rom zwar mit Mord und Brand, plünderte es aber
14 Tage hindurch, raubte nicht nur alles edle Metall, das aufzufinden
war, sondern auch das Erz der Kunstwerke und Gebäude, z. B. das
vergoldete Dach des Kapitols, und schleppte zudem mit der Kaiserin
Eudoria und deren Kindern eine Menge Menschen, besonders aus
angesehenen Familien, nach Afrika, um sie als Sklaven zu verkaufen,
wenn sie nicht mit schwerem Gelde ausgelöst würden.
Die letzten Jahre des weströmischen Neichs (455—476 n. Ehr.).
Z 642. Auf die Nachricht von Genferichs Anzug war Mari-
mus ermordet worden, worauf sich der General Avitus in Gallien
als Kaiser aufwarf; ihn beseitigte der Gothe Richimer, der die
fremden Truppen im römischen Dienste befehligte und erhob seinen
Freund Majorian, einen tüchtigen Feldherrn und Staatsmann, ließ
ihn aber 461 ermorden, als sich derselbe nicht willfährig genug zeigte.
Richimers Schattenkaiser Severus ging 465 mit Tod ab, der von
ihm in Uebereinstimmung mit dem byzantinischen Kaiser Leo I. einge-
ietzte Anthemius wurde 472 ermordet, Rom von Richimer er-
türmt, geplündert und theilweise in eine öde Ruine verwandelt. Die
während der Gräuel der Belagerung ausgebrochene Pest raffte auch
Richimern weg und 477 den Schattenkaiser Olybrius. Da er-
hob der burgundische Kommandant Gundobald zu Ravenna den Ge-
neral Glycerins zum Kaiser, mußte aber dem Julius Nepos
weichen, den der byzantinische Hof beschützte; diesen stürzte der General
Orestes und ernannte seinen jungen Sohn Romulus Augustulus
zum Kaiser. 475 n.chc.
Da stellte sich Od oa ker, ein Rugier oder Heruler, an die Spitze der
germanischen Söldner, welche ein Drittel des Bodens von Italien für sich
Dumüller, Wkltg. \a