1861 -
Freiburg
: Herder
- Autor: Bumüller, Johannes
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule, Höhere Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Bürgerschule, Gymnasium, Realschule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Geschichte des Mittelalters.
9.—11. August von den Ungarn vernichtet, die ihre Verwüstungen noch
weiter ausdehnten. Im Jahre darauf schlugen sie die Thüringer, dran-
gen in den zwei folgenden Jahren durch Bayern und Schwaben über
den Rhein nach Lothringen vor, erschlugen den Herzog Gebhard und
kehrten unangefochten wieder heim. Die deutschen Großen vereinigten
sich so wenig gegen die Ungarn, als die französischen gegen die Nor-
mannen, ihre Zwietracht stand in vollster Blüte, als Ludwig, der letzte
deutsche Karolinger, am 20. Juni 911 sein mattes Leben beschloß.
Siebentes Kapitel.
Die Normannen, Dänen, Nuffen, Ungarn und das
byzantinische Neich.
Die Normannen.
Wohnsitze § 155. North mannen, H eid enmannen hießen bei den Deut-
schen die Bewohner der skandinavischen Länder, und weil die Dänen als
die zahlreichsten erschienen, so werden manchmal alle aus dem Nor-
den kommenden Raubschaaren Dänen genannt. Ihre Geschichte
reicht nicht weiter zurück als bis zu der Zeit, in der sie mit den deut-
Ausskhen, scheu und romanischen Völkern Zusammenstößen. In ihrer Gestalt,
Elttkn, Bor- Lebensweise und Verfassung sind sie den Germanen des Tacitus ganz
" ""0' ähnlich: hohen, kräftigen Wuchses, gegen Kälte und Nässe fast un-
empfindlich, leben sie unter Königen und Edeln ohne denselben
anders als freiwillig zu dienen, haben keinen eigentlichen Priester-
stand, überlassen die Arbeiten den Leibeigenen und halten nur
Krieg, Jagd und Seefahrt des freien Mannes würdig. Der junge
Normanne lernte Bogen, Pfeile und Sehnen fertigen, schießen, fechten
mit Speer und Schwert, schwimmen, das 13 Ellen lange Ruder hand-
haben und ein Schiff steuern. Denn alle Normannen waren Küsten- oder
Schifffahrt. Inselbewohner, als solche Fischer und Schiffer, und an die nordischen Meere
gewöhnt, welche durch die Strömungen der gewaltigen Ebbe und Fluth,
durch Stürme, Klippen, Sandbänke u. s. w. viel gefährlicher sind als
das mittelländische Meer oder der offene weite Ocean. Daher bauten
die Normannen ihre größeren Schiffe („die Drachen"), die bis 120
Mann faßten, nicht breit und flachkielig wie die Griechen und Römer,
sondern lang, schmal, scharfkielig, mit scharfen Hinter- und Vorder-
steven, um Wellen und Strömungen leichter zu brechen. Im Kampfe
mit der wilden nordischen Natur, in den Fehden der Häuptlinge und in
Uebung der Blutrache, in Kriegen und Raubzügen gegen verwandte
und nichtverwandte (finnische Stämme) wurden diese Nordgermanen
furchtbare Krieger, welche den Tod in der Schlacht oder im Seesturme
für das glücklichste Lebensziel ansahen, weil der so Gestorbene sogleich
zu Odin nach Walhalla ging.
§ 156. Erst gegen das Ende des achten Jahrhunderts schwärmen
normannische Raubschiffe in allen Meeren; früher scheint sich die krie-
gerische Thätigkeit mehr gegen die finnischen Stämme gerichtet zu
haben und es ist sehr wahrscheinlich, daß das Beispiel der Friesen,