1861 -
Freiburg
: Herder
- Autor: Bumüller, Johannes
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule, Höhere Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Bürgerschule, Gymnasium, Realschule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
Die Zeit der Kreuzzüge.
69
dieselbe Macht in die Hand gab, wie das Hausmeieramt im fränkischen
Reiche den Pipinen. Der Chalif blieb dem Namen nach Beherrscher
des Reichs und religiöses Oberhaupt der Gläubigen, während die
Seldschukken erobernd vordrangen und den Byzantinern fast ganz
Kleina sien entrissen (türkisches Reich Jkonium oder Rum, das sich
aber bald wieder in mehrere Sultanate theilte); die Türken waren eben
so kriegerische als fanatische Moslemin, durch welche die Kraft des
Islam neu aufgefrischt und welche den Christen noch einmal höchst ge-
fährlich wurde.
§ 205. Diese waren seit der Zeit Konstantins des Großen gewohnt
nach Jerusalem und anderen heiligen Stätten in Palästina zu wall-
fahren, und diese Uebung wurde auch unter den Arabern nicht gestört,
indem diese von den Pilgern nur eine Abgabe erhoben. Unter der Herr-
schaft der Fatimiden und noch mehr unter der seldschukkischen wurden die
Pilgrime beraubt und mißhandelt, manchmal getödtet oder in die Skla-
verei abgesührt, die morgevländischen Christen schmählich unterdrückt.
Augenzeuge dieser Gräuel war der Einsiedler Peter von Amiens,
der nach seiner Zurückkunft in Frankreich, Deutschland und Italien mit
Genehmigung des Papstes umherzog und durch seine Predigten die krie-
gerischen Abendländer zu einer Heerfahrt nach dem hl. Lande entflammte.
Im Jahr 1095 forderte Urban Ii. selbst bei einer Kirchen Ver-
sammlung in Klermont zur Befreiung Jerusalems auf und seiner
Rede antwortete ein allgemeines „Gott will es! Gott will es! “ Wer
diese Heerfahrt gelobte, ließ sich ein Kreuz auf sein Gewand heften,
daher wurden diese kriegerischen Unternehmungen Kreuzzüge genannt.
Da nahmen das Kreuz: Graf Hugo von Vermandois, Herzog
Robert von der Normandie, Graf Stephan von Blois,
Graf Robert von Flandern, Herzog Gottfried von Nieder-
lothringen mit seinen Brüdern Balduin und Eustach, Graf
Raymun-d von Toulouse, Bischof Ademar von Puy, den der
Papst zu seinem Stellvertreter ernannte; Robert Guiskards Sohn
Boömund mit seinem Neffen Tankred; Bischof Otto von Straß-
burg, ein Hohenstaufe, Graf Hartmann von Kirchberg.
8 206. Der Auszug war auf das nächste Jahr angesetzt; dann
sollte der Kampf mit dem Erbfeinde in Asien selbst, in dessen Heimat
beginnen. Denn neu war er nicht; kämpften ja doch Mohammedaner
und Christen längst als Angreifer oder Vertheidiger des byzantinischen
Reichs, sowie auf der pyrenäischen Halbinsel, in Unteritalien, auf
dem ganzen Mittelmeere. Die Kreuzzüge waren die Fortsetzung des
großen Religionskrieges, den Mohammed entzündet hatte, nur suchten
diesmal die kriegerischen Abendländer den Feind am Herde seiner
Kraft auf, weil sie die Stätten, an welchen die heiligsten Erinnerungen
ihrer Religionsgeschichte hafteten, nicht länger der Entehrung durch die
Moslemin überlassen wollten.
8 207. Vor dem Aufbruche des eigentlichen Heeres sammelte sich
am Rheine eine Masse Volks, meist arme und zuchtlose Leute, welche
die in den Städten niedergelassenen Juden ermordeten, hierauf unter
Ler Anführung des tapfern aber armen Edelmanns Walter von Perejo,
des Peter von Amiens und des deutschen Mönchs Gott schall
durch die Donauländer nach Konstantinopel zogen, wo sie der Kaiser
Pilgerfahr-
ten nach Ze«
rusalem.
Anlaß zu den
Kreuzzügen.
Charakteri-
stik d. Kreuj-
züge.
Walter von
Habenichts.