1861 -
Freiburg
: Herder
- Autor: Bumüller, Johannes
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule, Höhere Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Bürgerschule, Gymnasium, Realschule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
Die Kreuzzüge und die mittelalterliche Kultur. 91
die Kirche und deren Diener zu verteidigen, das wehrlose Alter und
Geschlecht zu schützen, ungerechten Krieg zu meiden, für Unschuldige mit
dem Schwerte einzutreten, Turniere nur zum Zwecke kriegerischer Uebung
zu besuchen, dem römischen Kaiser zu gehorchen, den Staat nicht zu
schädigen und dem Reiche keine Lehen zu entfremden. Darauf gab ihm
ein vornehmer Ritter mit dem Schwerte einen Schlag auf den Hals
und nahm ihn dadurch als Ritter auf.
§ 272. Nirgends konnte die Nitterpflicht besser erfüllt werden als ^$¡¡{¡j¡nt0
in Palästina, daher zogen viele Tausende dahin; dort bildeten sich auch **"»!"**
drei Ritterorden, welche das Ritter- und Mönchthum mit einander ver-
einigten, indem sie die Mönchsgelübde der Armuth (d. h. Entsagung
des Privateigentums), des Gehorsams und der Keuschheit und dazu
die ritterlichen Gelübde ablegten; alle drei Orden erkoren die Mutter
Gottes zu ihrer Beschützerin. Diese drei Orden waren die Johan-
niter oder Hospitaliter, die Tempelritter oder Tempel-
herren und die Deut sch Herren.
8 273. Bereits 1048 hatten Kaufleute aus Amalfi ein Benedik-
tinerkloster und ein Spital (des hl. Johannes) gestiftet zur Beherber-
gung und Pflege dürftiger Pilger. Aus diesem klösterlichen Vereine
1099 entstand der Orden der Johanniter, der sich in drei Johanniter.
Klassen: Priester, Ritter und dienende Brüder (Krankenwär-
ter) theilte. Der oberste Vorsteher hieß der Großmeister; das
Ordenskleid war ein schwarzer Mantel mit weißem Kreuze. Im
gleichen Jahre gründeten zwei französische Ritter, Hugo von Payens
und Gottfried von Aldemar, den Orden der Tempelritter, Templer,
so genannt, weil die neun ersten Ritter auf dem Platze des ehemaligen
salomonischen Tempels wohnten. Ihr Ordenskleid war ein weißer
Mantel mit achteckigem rothenkreuze. Der deutsche Orden (Deutsch- Deutsch-
Herren) entstand aus einer deutschen Bruderschaft, welche seit 1128 in crben‘
einem Hospitale zu Jerusalem deutsche Pilger verpflegte. Herzog
Friedrich von Schwaben traf die Brüder im Lager vor Ptole-
mais und erhob sie zu einem ausschließlichen Orden für deutsche
Ritter; ihr Vorsteher hieß Meister, später Hochmeister; das
Ordenskleid war ein weißer Mantel mit schwarzem Kreuze. Alle drei
Orden wurden reich beschenkt und Herren großer Besitzungen, denn sie
waren das stehende Heer des Königreichs Jerusalem, die
Wächter des hl. Grabes, und wer für dasselbe nicht persönlich
auszog, wollte seine Streiter mit einer Gabe unterstützen.
§ 274. Nach dem Verluste Palästinas ließen sich die Tempelherren
besonders in Frankreich nieder und bildeten gewissermaßen einen Rit-
terstaat inmitten des Königreichs. Daß sich dieselben wenigstens
teilweise argem Wohlleben und Unglauben Hingaben, scheint gewiß,
daher war es auch dem König Philipp Iv. mit Hilfe des Papstes Aufhebung
Klemens V. möglich, den Orden aufzuheben und grausam zu ver- ^Frantteich^
folgen (1307—1314). Die Johanniter verlegten ihren Sitz nach
Rhodus, das sie nach heldenmütiger Verteidigung Sultan Soly-
man überlassen mußten, wurden dann vom Kaiser Karl V. nach
Malta versetzt, wo sie einen beständigen Krieg gegen die Seeräuber Di» Mal-
der nordafrikanischen Küste unterhielten, bis sie 1798 die Insel an Na- tcet'
pvleon Bonaparte übergaben.