1861 -
Freiburg
: Herder
- Autor: Bumüller, Johannes
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule, Höhere Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Bürgerschule, Gymnasium, Realschule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
Das Mittelalter geht zu Ende.
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Handel geöffnet; die Inseln Ormus und So ko tora, welche die Ein-
fahrt in den persischen und arabischen Meerbusen beherrschen, wurden
besetzt und in China die Niederlassung Makao gegründet. Portugal Makao,
gewann auf diese Weise nicht nur ein großes und reiches Gebiet, son-
dern gab dem ostindischen Handel nach Europa eine ganz
andere Richtung; derselbe bewegte sich bald nur mehr zum kleinsten
Theile zur See nach Koseir und Alexandrien, zu Lande nach Smyrna
und Trapezunt, sondern zur See um das Vorgebirge dex guten
Hoffnung nach Lissabon, das jetzt auf Kosten Venedigs, Genuas
und Konstantinopels so wie der süddeutschen Handelsstädte der Stapel- dclsstadt.
platz des gewinnreichsten Verkehrs wurde.
Spanien erhebt sich zur Weltmacht (1400—1516).
§ 356. In Spanien bestanden zu Anfang des 15. Jahrhunderts Znncre Zu-
noch drei Königreiche: das kastilische, aragonische und das mo- ,lanjtccb®pa'
hammedanische in Granada, welches die Oberherrlichkeit Kastiliens an-
erkannte. In Kastilien war die Gewalt des Königs zu einem Schat-
ten heruntergesunken, sein Einkommen fast verschwunden, der Adel
Herr im Lande. In Aragonien war der König so gänzlich an den
Reichstag (aus den Vertretern des höher» und nieder» Adels, der
Geistlichkeit und Städte bestehend) gebunden, daß er ohne Zustimmung
der Stände nicht einmal seine Räthe wählen konnte.
§ 357. Eine neue Zeit begann für Spanien 1469 mit der Heirath
Ferdinands des Katholischen von Aragonien und I sab ellas
von Kastilien, wodurch Spanien unter einer Dynastie vereinigt wurde, "" ,a c a
obwohl Ferdinand und Isabella ihre Königreiche selbstständig regierten,
dabei aber ein Ziel verfolgten, nämlich die Wiederherstellung der
königlichen Macht. Ferdinanden bewilligte der Papst die Großmei-
sterwürde der drei geistlichen Ritterorden in Spanien (von Alkantara,
Kalatrava und San Jago) so wie das Recht die Bisthümer zu besetzen.
Dem Adel entzog der König die Kriminaljustiz und übergab sie könig-
lichen Gerichtshöfen, welche durch rasche und unparteiische Rechtspstege
Vertrauen so wie durch strenge Vollziehung der Urtheile Furcht ver-
breiteten. Dem Fehde- und Raubwesen steuerte er durch stehende Sold-
truppen und die Mitwirkung der neu organisierten Stadtmilizen (her-
mandades). Er und Isabella errichteten 1478 die spanische 2u-
quisition, ein Gericht, das verkappte Juden, Mohammedaner und Staa'tsinqui-
Ketzer, aber auch andere Verbrecher gegen Religion und Sitte aufzu- sitio»,
suchen und abzuurtheilen hatte. Der König stellte die Inquisitoren an,
untersuchte ihre Amtsführung und konnte sie entlassen; der Gerichtshof
der Inquisition war somit ein königlicher, obwohl ihm geistliche Waffen
zu Gebote standen, und das furchtbarste Werkzeug in der Hand eines
Despoten, wenn er willfährige Inquisitoren fand.
Eroberung Granadas (2. Januar 1492). Vertreibung der Mauren und Juden.
8 358. Sobald die beiden christlichen Herrscher freie Hand hatten,
wurde der mohammedanische König von Granada aufgefordert kastili-
sche Besatzung in seine Hauptstadt aufzunehmen und auf seine Wei-
gerung begann der Krieg (1482). Die Mauren vertheidigten sich eben