1866 -
Leipzig
: Teubner
- Autor: Stoll, Heinrich Wilhelm
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Griechische Antike, Römische Antike
- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
4. Aristo men es-
45
stürzen pflegten. Der Held mußte sehen, wie zuerst feine tapferen
Genossen einer nach dem andern in den Schlund stürzten und
ward zuletzt dann selbst hinabgeworfen. Alle anderen hatten
durch den Sturz den Tod gefunden, Aristomenes siel auf sie
und blieb am Leben und sogar ohne Verletzung; ein Adler, so
erzählt die Sage, flog unter ihm auf und trug ihn sanft hinab.
Allein in dem gräßlichen Schlunde, der keinen Ausweg bot,
unter den zerschmetterten Leichen harrte seiner ein noch viel
schrecklicherer Tod. Er legte sich nieder, das, Haupt mit dein
Mantel umhüllt, und erwartete sein Ende. Drei Tage lang
lag er so, da hörte er ein Geräusch, und als er aufsah, erblickte
er einen Fuchs, der an den Leichen fraß. Das Thier mußte
doch irgendwo einen Eingang gefunden haben. Er blieb also
ruhig liegen und wartete ab, bis der Fuchs in seine Nähe kam;
dann faßte er mit der einen Hand das Thier am Schwänze,
mit der andern hielt er ihm den Mantel entgegen, wenn es
beißen wollte, und ließ sich fortziehen. In seiner Angst suchte
das Thier den Ausgang; Aristomenes kroch ihm nach, erweiterte
sich die Höhlung, wo es nöthig war, mit den Händen und kam
glücklich ins freie Tageslicht. Mit unendlichem Jubel ward der
todtgeglaubte theure Held auf Eira begrüßt.
Ueberläufer hatten bald den Spartanern die Rückkehr des
Aristomenes auf Eira gemeldet; aber sie fanden keinen Glauben.
Wie konnte ein Todter wieder unter den Lebenden sein? Aristo-
menes ließ sie bald inne werden, daß er lebte. Er überfiel in
einer Nacht eine korinthische Hülfsschaar der Lakedämonier, welche
sorglos lagerte, und machte den größten Theil derselben nieder,
unter ihnen die vier Anführer.
Bald darauf kam Aristomenes nochmals in Gefangenschaft.
Die Spartaner hatten nämlich mit Aristomenes einen Waffen-
stillstand von 40 Tagen geschlossen, um eines ihrer heiligsten
Feste, die Hyakinthien, zu feiern. Während der Zeit war
Messenien leer von Spartanern; kretische Bogenschützen aber,