1866 -
Leipzig
: Teubner
- Autor: Stoll, Heinrich Wilhelm
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Griechische Antike, Römische Antike
- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Viertes Buch.
die Gewaltherren zuvor inne gehabt, unter sich zu theilen. —
Um in dem westlichen Meere dem Handel und der Seefahrt
Athens einen Stützpunkt zu schaffen und zugleich den athenischen
Staat, die erste Seemacht Griechenlands, als Leiterin hellenischer
Colonisation und als Vorkämpserin bei nationalen Unternehmun-
gen auftreten zu lassen, gründete Perikles im Jahre 443 an der
Küste von Unteritalien, an der Stelle des von den Krotoniaten
zerstörten Sybaris, die Stadt Thurioi, in welcher sich außer den
athenischen Ansiedlern eine große Menge Volkes aus anderen
griechischen Landschaften sammelte, Peloponnesier, Böotier, Griechen
aus Asien und von den Inseln. Das Aufblühen der jungen
Stadt lockte manchen ausgezeichneten Mann in ihre Mauern,
so den Geschichtschreiber Herodot aus Halikarnaß, den Philo-
sophen Empedokles aus Agrigent, den Sophisten Protagoras
aus Abdera, die Redner Tisias aus Syrakus und Lysias, der
auch aus Syrakus stammte, dessen Vater Kephalos aber, ein
Freund des Perikles, sich in Athen angesiedelt hatte.
Athen war durch Perikles als der Mittelpunkt eines großen,
die See beherrschenden Staates eine reiche Weltstadt geworden,
in welcher Handel und Gewerbe blühten und Wohlstand ver-
breiteten, wie in keiner anderen Stadt Griechenlands, in welcher
attischer Fleiß und Rührigkeit wetteiferte mit einer zahlreichen
Menge von Geschäftsleuten, welche aus allen griechischen Landen
nach dieser für jedes Gewerbe so günstigen Stätte zusammen-
strömten. Was aber Athen noch besonders auszeichnete, das
war der mannichfaltige geistige Verkehr, der hier geboten war.
Wissenschaften und Künste aller Art fanden in diesem Mittel-
punkte des griechischen Lebens den dankbarsten Boden und er-
hoben sich zur schönsten Blüthe.
Perikles machte Athen auch zur schönsten Stadt von Griechen-
land, indem er es mit den herrlichsten Bauten und Kunstwerken
ausschmückte. Pheidias, der größte Künstler des Alterthums,
war des Perikles vertrauter Freund, und erhielt durch diesen