1866 -
Leipzig
: Teubner
- Autor: Stoll, Heinrich Wilhelm
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Griechische Antike, Römische Antike
- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Viertes Buch.
wollen ferner die Freiheit der Staaten ungekränkt lassen, wenn
wir bereits beim Abschlüsse des Vertrages sie als unabhängig
behandelten, und wenn auch die Lakedämonier ihren Städten
das Recht zurückgeben, sich nicht dem lakedämonischen Staats-
vortheile, sondern ihrem eigenen gemäß nach Gutdünken eine
freie Verfassung einzurichten. Auch wollen wir eine gerichtliche
Entscheidung vertragsmäßig uns gefallen lassen. Den Krieg
wollen wir nicht anfangen, aber gegen Angreifer uns vertheidi-
gen!"" Eine solche Antwort ist eben so gerecht, als der Würde
unserer Stadt angemessen. Dem Kriege aber gehet mit freiem,
festem Entschlüsse entgegen; je gefahrvoller der Kampf, desto
größer der Ruhm. Wir dürfen hinter unseren Vätern, die mit
geringeren Mitteln den gefährlicheren Krieg gegen die Perser
siegreich bestanden haben, nicht Zurückbleiben, sondern müssen die
Macht des Staates, den unsere Väter groß gemacht, unseren
Nachkommen ungeschmälert hinterlassen."
Die Rede des Perikles war von so überzeugender Kraft,
daß die Athener den Gesandten die endgültige Antwort Punkt
für Punkt nach seinem Vorschläge gaben und dem Kriege mit
mnthiger Fassung entgegensahen.
Während dieser Zeit der Verhandlungen mit Sparta hatte
Perikles in Athen selbst einen schwierigen Stand. Von zwei
Seiten her hatte er seine Widersacher; sowohl die alte Partei
der Aristokraten, jetzt von Sparta ermnthigt und unterstützt,
als auch die eifrigen Freunde der Volksherrschaft, welche durch
die Macht des einen Perikles die Grundsätze der Demokratie
aufgehoben sahen, unter ihnen besonders der Gerber Kleon,
arbeiteten Anfangs im Geheimen dem Einflüsse des Perikles ent-
gegen, traten aber allmählich immer offener hervor. Zunächst
richteten sie ihre Angriffe gegen die Freunde des Perikles.
Pheidias wurde angeklagt, er habe bei der Verfertigung des
goldenen Mantels der Athene Parthenos einen Theil des Goldes
unterschlagen. Der Künstler rechtfertigte sich leicht. Der Mantel