1866 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Bumüller, Johannes
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
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Das heilige römische Reich deutscher Nation.
sollten selbst dem Sultan angezeigt haben, wenn der Kaiser mit kleinem
Gefolge an den Jordan reiten werde, der Sultan aber habe den Fabri-
cius gespielt; ebenso gerieth Friedrich mit dem Patriarchen von Jeru-
salem in Streit; die Genuesen haßten ihn, weil er ihre Nebenbuhler,
die Pisaner, begünstigte, so daß für ihn niemand war als die Ritter
des Deutschordens und sein kleines Heer. Dies Schicksal hatte der
Kreuzzug Friedrichs; die heiligen Stätten waren wieder christlich, und
dennoch ließen wenige dies als Verdienst des Kaisers gelten, denn er
stieß durch seinen Vertrag mit Kamel gegen den Geist der Zeit an.
Nämlich 1) der Kaiser erlaubt es, daß die Moslemin in der Moschee
Omars ihren Gottesdienst halten durften (auch dem Moslemin ist Jeru-
salem ein heiliger Ort), für die strengen Christen aber war die Duldung
des Islam in Jerusalem ein Gräuel. 2) Der Kaiser hatte mit dem
Sultan Friede geschlossen, daher verbot er es dem Patriarchen streng,
mit dem französischen Gelde Söldner zu werben, wie dieser bereits an-
gefangen hatte; ebensowenig durften die Tempelritter, deren Ordens-
regel ihnen jeden Waffenstillstand mit den Ungläubigen verbot, die Feind-
seligkeiten erneuern und deßgleichen kriegslustige Pilger, deren genug
herbeikamen. Darum erschien der Friede des Kaisers unritterlich, un-
ehrenhaft, selbst unchristlich, obwohl die Christen mehr gewonnen hatten als
früher mit den furchtbarsten Anstrengungen und mit Aufopferung von
unzähligen Kriegern.
Friedensschluß des Kaisers und Papstes (1230).
Auch der Papst wollte den kaiserlichen Frieden nicht billigen; da der
Herzog von Spoleto im Namen Friedrichs ll den Kirchenstaat angriff,
war auf des Papstes Befehl Johann von Brienne, Friedrichs Schwieger-
vater, der selbst Titularkönig von Jerusalem und darum mit jenem
gänzlich zerfallen war, in Neapel eingefallen und hatte theils durch
Waffen, theils durch Versprechungen viele Städte gewonnen. Friedrich
eroberte aber nach seiner Ankunft das Verlorne schnell wieder, und da
er dem Papste Friedensanträge machte und wiederum das Beste versprach,
schloßen beide den Frieden in San Germano (1230).
Friedrich in Deutschland (1235).
Die deutschen Dynastieen und der Kaiser gegen die Städte. Der
Wormser Reichstag (1231).
Des Kaisers Erstgeborner, Heinrich, welchen er den Deutschen als
König zurückgelassen hatte, war völlig entartet. Er lebte mit rohen
Jagdgesellen, mit Gauklern und Musikanten und hatte keinen Sinn für
Staatsgeschäfte; ein solcher König war vielen Herren der rechte und ffe
wußten ihn zu benutzen.