1866 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Bumüller, Johannes
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
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Deutschland und Italien sinken.
einem Neffen der Kaiserin Barbara, der Wittwe des Kaisers Sigismund,
zu übergeben. Ladislaus war demnach seit November 1452 dem Namen
nach König von Ungarn und Böhmen, Herzog von Oesterreich und
Markgraf von Mähren, er ließ sich aber von dem Grafen von Cillp
regieren, während Podiebrad in Böhmen herrschte und Hunyades Un-
garn gegen die Türken vertheidigte. Letztern versuchte Cillp zu stürzen
und als er 1456 gestorben war, übertrug er seinen Haß auf dessen
Söhne Ladislaus und Mathias Korvinus; dafür wurde er von deren
Anhängern zu Belgrad bei einem in Gegenwart des Königs ausge-
brochenen Wortwechsel erschlagen. Der König fand erst im folgenden
Jahre Gelegenheit, die Gewaltthat zu strafen; Ladislaus wurde zu Ofen
enthauptet, Mathias Korvinus aber als Gefangener nach Prag ab-
geführt.
Doch bald darauf starb der junge König selbst (November 1457);
obwohl Friedrich Iii. dessen nächster Verwandter war, so gelang es ihm
doch nicht, eine der erledigten Kronen auf sein Haupt zu setzen; die
böhmische wurde durch die Wahl der Stände dem Georg Podiebrad zu
Theil (Mai 1458), die ungarische dem Mathias Korvinus, den Podie-
brad mit seiner Tochter verlobte und aus Prag nach Ungarn entließ,
als er ihm 60,000 Dukaten versprochen hatte. Podiebrad regierte bis
1471 als kräftiger und gewandter Herrscher, obwohl er auch mit inneren
Unruhen zu kämpfen hatte. Die Katholiken und Kalixtiner standen sich
immer mißtrauisch und drohend gegenüber, und als Papst Pius Ii.
(1462) die Prager Kompaktaten als schädlich aufhob, widersetzte sich
Podiebrad und behauptete sich, obwohl er 1467 selbst von einem deut-
schen Kreuzheere angegriffen wurde. Vor seinem Tode (22. März 1471)
rieth er den böhmischen Ständen den polnischen Prinzen Wladislaw zum
Könige zu wählen, was auch geschah; derselbe hatte aber an Mathias
Korvinus einen gefährlichen Nebenbuhler, von dem er den Frieden mit
großen Opfern erkaufen mußte.
Dieser ungarische König (1458—1490) schlug die Türken mehr-
mals zurück, behauptete auch die Oberherrlichkeit über Serbien und die
Donaufürstenthümer, doch richtete er seine Waffen nicht vorzugsweise
gegen die Türken, sondern entriß dem böhmischen Könige Wladislaw
Schlesien, Mähren und die Lausitz, dem Kaiser Friedrich Iii. sogar Unter-
österreich mit Wien, wo er 1490 an einem Schlagflusse starb.
Der Kaiser hatte Oesterreich von Ladislaus (1457) geerbt, aber
mit seinem bösen Bruder Albrecht theilen müssen, der auch die Wiener
gegen ihn aufwiegelte, so daß diese ihn in der Burg belagerten und er
dem Georg Podiebrad seine Befreiung verdanken mußte. Albrecht starb
das Jahr darauf kinderlos und hinterließ Friedrich Iii. einen Theil der
habsburgischen Länder, während der andere Theil an Sigismund fiel,