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1. Sagen und Geschichten aus dem Mittelalter - S. 105

1889 - Leipzig : Freytag
105 4. Das Konzil zu Konstanz. 14141418. Konstanz, damals freie Reichs-ftabt, vermochte die Menge von Besuchern, deren Zahl zeitweise mehr als 100000 betragen haben soll, nicht zu fassen, und deshalb entstand auerhalb der Mauern eine weithin sich erstreckende Zeltstadt voll bewegten Lebens und lustigen Treibens. Aus allen christlichen Lndern waren nicht nur Geistliche, Fürsten und Gesandte der Universitten, sondern auch Abenteurer, Possenreier, Gaukler und Gauner erschienen; man hrte an 30 Sprachen. Zunchst handelte es sich darum zu entscheiden, wer Papst sein solle. Man bestimmte, da nicht nur Bischfe und bte, sondern auch Doktoren der Theologie und beider Rechte, Fürsten und Abgesandte, sowie alle Priester abstimmten, und zwar nicht nach Kpfen, sondern nach den vier Nationen der Deutschen, Franzosen, Englnder und Italiener, zu welchen 1416 die Spanier als fnfte hinzukamen. Johann Xxiii., der allein erschienen war, aber ans Furcht vor einer Untersuchung verkleidet die Flucht ergriffen hatte, wurde bei Schaffhausen erkannt und zurckgebracht, ab-gesetzt und fnf Jahre gefangen gehalten. Der andere Papst dankte freiwillig ab, und der dritte, welcher die ganze Welt in Bann that, hielt sich mit geringem Anhange noch einige Jahre in Spanien, starb aber, 90 Jahre alt, 1424. Hierauf whlte man Martin V., einen fein gebildeten, aber auch entschlossenen und gewandten Italiener, zum Papste. Dieser schlo mit den ein-zelnen Nationen besondere Vertrge (Konkordate) und versprach, kirchliche bel-stnde zu beseitigen; dann erklrte er die Kirchenversammlung (1418) fr geschlossen. Als er in golddurchsticktem Megewande und weier Mitra (Insul s. Fig. 43) Konstanz verlie, fhrte der Kaiser sein weies Pferd, drei hohe Reichsfrsten hielten die Zipfel der Scharlachdecke, und vier Grafen trugen einen Baldachin (Traghimmel). 5. Hus und die Hustten. Bereits 1415 hatte man das Urteil der Hus gefllt. Kaum war er wenige Wochen in Konstanz, so wurde er. trotz des Geleits-briefs, verhaftet. Sigismund wollte anfangs sein Wort halten, lie sich aber belehren, da er einem Ketzer gegenber dazu nicht verpflichtet sei. Hus. der in dem ungesunden Kerker von schleichender Krankheit ergriffen wurde, lie sich nicht zum Widerrufe bewegen; darauf wurden zuerst seine Bcher, und dann er selbst verbrannt (6., nach heutigem Datum 14. Juli 1415). Seine Asche warf man in den Rhein, damit sie bei seinen Anhngern, den Hustten, nicht zu einem Gegenstande der Verehrung werde. Im nchsten Jahre litt auch sein Freund Hieronymus, der anfangs Widerruf geleistet, denselben aber in Reue und Scham zurckgenommen hatte, an der nmlichen Stelle den Feuertod. Das Schicksal des Hus rief bei seinen Anhngern in Bhmen die heftigste Erbit-terung hervor, und es entbrannte ein grausamer Religionskrieg, derhnsiten-krieg 14191436, durch welchen auer Bhmen auch Bayern, Franken, Brandenburg und andere Teile Deutschlands verheert wurden. Endlich gestand man ihnen auf der Kirchenversammlung zu Basel ihre Hauptforderungen
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