1862 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Bumüller, Johannes
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Die Reformation außer Deutschland. Kalvin in
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welche in die Kirche eingedrungen waren; es erließ die trefflichsten
Ordnungen zur Hebung der Geistlichkeit, zur Wiederherstellung der Kir-
chenzucht und ist dadurch zu einer wahren Leuchte für die Kirche gewor-
den. Es ist auch anerkannt, daß die katholische Kirche nach dem Koncil
einen ganz neuen Aufschwung genommen hat; so bewirkte also gerade
die Reformation eine neue und sehr nothwendige Erhebung der Kirche.
Achtes Kapitel.
Die Reformation außer Deutschland.
Lalvin in Genf.
Das uralte Genf, neben Lyon und Vienne eine der ehemaligen
Hauptstädte Burgunds, kam unter Konrad Ii. mit Burgund an das
deutsche Reich, und wie in Deutschland alle Bischöfe landesherrliche
Rechte erhielten, indem die Kaiser in den geistlichen Fürsten eine Stütze
gegen die weltlichen suchten, so erwarb auch der Genfer Bischof fürstliche
Rechte, und damit war der Samen der Zwietracht zwischen Stadt und
Bischof ausgestreut. Der benachbarte Bischof von Lausanne, dessen
Sprengel sich über Freiburg in das Aarthal bis Bern erstreckte, hatte
dasselbe Glück; er wurde ein Fürst, und die Stadt war nun in bestän-
diger Versuchung, ihrem geistlichen Herrn ein Recht nach dem andern zu
entringen. So lange das Haus Savoyen über das Waadtland und
das untere Wallis gebot, hatten die beiden Bischöfe an ihm einen Schutz-
herrn gegen die Freiheitsgelüste der Städter, wie der Bischof im walli-
sischen Sion gegen die unruhigen Thalleute; aber dieser Schutz drohte
beständig mit einem Umschläge in Oberherrschaft und verfeindete die
Bischöfe mit dem Volke, das in ihnen die Schützlinge des verhaßten Sa-
voyens sah. Durch den Burgunderkrieg der Schweizer (1474 bis
1477) änderte sich die ganze politische Lage der Dinge; die Schweizer
drangen siegreich bis über Genf vor, Unterwallis wurde von den obern
Thalleuten Savoyen entrissen und Berns Uebergewicht in jenem Theile
Burgunds war entschieden; diese Stadt aber dachte an Eroberungen,
denn noch war ihr kriegerischer Geist ungebrochen und die Staatenver-
hältnisse Europas nicht der Art geordnet, daß derselben unübersteigliche
Schranken für ihre immerhin nur mäßigen Streitkräfte entgegengestellt
waren, um so weniger, als Savoyen durch Frankreichs Kriege um die
Herrschaft Italiens in eine verderbliche Mitleidenschaft gezogen wurde.
Der Wendepunkt trat mit dem Uebertritte Berns zur Reformation ein;
im Jahre 1536, als Franz I. mit Karl V. den Krieg um Mailand
erneuert hatte, rief Genf die Berner um Hilfe gegen den Herzog von