1862 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Bumüller, Johannes
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Rudolf Ii.
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Gegenreformation durchführten, wozu sie die Widerspenstigkeit ihrer an-
dersgläubigen Unterthanen und der alles Maß überschreitende Trotz der
Stände genöthigt hätte, auch wenn sie minder eifrige Katholiken gewesen
wären; und was thaten sie anders, als was ihnen die Neichsgesetze er-
laubten und was die Protestanten fortwährend ausübten? Dennoch gab
dies den Vorwand zu dem protestantischen Bündnisse, der sog. Union,
die auf Betreiben des Pfälzers Friedrich Iv. im Jahre 1608 ge-
schlossen wurde. Es traten bei: Pfalz, Hessen-Kassel, Anhalt,
Wirtenberg, Baden-Durlach, Pfalz-Neuburg, die Bran-
denburger in Franken und in der Mark, sowie 15 Reichsstädte.
Dieser Bund war nichts anderes als ein Werk Heinrichs Iv. von
Frankreich und wäre der erste Rheinbund geworden, wenn der Dolch
Ravaillaks Heinrich nicht aus dem Wege geräumt hätte; denn Frie-
drichs Oheim (der während dessen Minderjährigkeit Vormund war und
die Pfalz zum Kalvinismus zwang), Kasimir, hatte den Hugenotten
in Frankreich mehr als einmal deutsche Söldnerheere zugeführt und stand
im innigsten Bunde mit Frankreich, dessen Pensionär er war; ebenso
war schon Herzog Christoph von Wirtenberg mit Frankreich alliiert
und empfing Subsidien; zu gleicher Zeit bemühten sich die Holländer
(sie sperrten gerade den Rhein) in Deutschland ein Feuer anzuschüren,
um Spanien jeder Unterstützung von Seite der deutschen Habsburger zu
berauben; die Bisthümer am Main und Rhein waren zur Säkularisa-
tion bestimmt und ihre künftigen Fürsten aus den Häusern der Union
bereits bestimmt. Der Grund der Union war also keineswegs die
Religionsgefahr der Protestanten, sondern die französische Politik, welche
Habsburg stürzen wollte. Die Fäden waren viel weiter gesponnen; sie
reichten von Paris über Böhmen und Mähren bis Ungarn und Sieben-
bürgen und hatten ihren östlichen Knoten in Konstantinopel. Dies zeigte
sich 1606, als Rudolf Ii. den siebenbürgischen Ständen in ihrem Re-
sormationswerke Einhalt thun wollte; augenblicklich griff der siebenbür-
gische Fürst Stephan Botschkai zu den Waffen und drang bis
Mähren vor, und wollte Rudolf kein Türkenheer in Oesterreich haben,
so mußte er im Wiener Frieden den Ungarn und Siebenbürgern ihre
Forderungen bewilligen.
Der Jülichsche Erbfolgestreit schien den Ausbruch eines all-
gemeinen Krieges herbeizuführen. Den 25. März 1609 starb der letzte
(katholische) Herzog Johann Wilhelm, Herr von Jülich, Kleve, Berg,
Mark und Ravensberg, und als die nächstberechtigten Erbansprecher
traten der Kurfürst Sigismund von Brandenburg und Wolf-
gang Wilhelm von Pfalz-Neuburg auf. Sie besetzten (als posse-
dierende Fürsten) das Erbe und als der Kaiser bis zur rechtlich erfolgten
Entscheidung dasselbe zu seinen Händen nehmen wollte, setzte Heinrich Iv.
Bumrnler, Neue Zeit. m