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1. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 105

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Die Jesuiten. 105 einwirkten und die Protestanten durch unterdrückende Gesetze und selbst durch Waffengewalt verfolgten; aber leiteten denn die protestantischen Hofprediger und Professoren die Fürsten und Magistraten ihres Bekennt- nisses nicht auch, und wurden denn irgendwo in einem protestantischen Lande Katholiken und katholischer Gottesdienst geduldet? Die Geschichte gibt die Antwort; der Protestant mag die Jesuiten als die gefährlichsten Gegner seines Glaubens ansehen, er mag sie hassen, wenn er es mit dem Christenthum vereinigen kann, aber sie deßwegen anklagen, weil sie dem Protestantismus entgegentraten und ihn mit den Waffen bekämpften, die er selbst in der Hand hatte, ist ebenso ungerecht als beschränkt, denn es heißt einem andern den Krieg erklären und doch von ihm verlangen, daß er ohne Gegenwehr alles geduldig über sich ergehen lasse. — In Deutschland war ihre Thätigkeit als Jugendbildner (die ersten Kollegien gründeten sie 1556 in Wien und Ingolstadt) von außer- ordentlicher Bedeutung. In ihren Schulen stellten sie wie der berühmte protestantische Rektor Sturm als Ziel alles Unterrichtes auf: Frömmig- keit, Kenntnisse und Kunst der Rede. In ihren Anstalten standen die Zöglinge unter der genauesten Aufsicht, ihr ganzes Thun und Treiben wurde auf das schärfste überwacht, aber doch wurde dabei die körperliche Ausbildung nicht vernachläßigt und jugendliche Freude nicht verwehrt, sondern nur geleitet; die Zöglinge sollten in ihren Lehrern nicht Zucht- meister, sondern väterliche Freunde sehen. Ueber die Jesuitenschulen sagt der Rektor Joh. Sturm: „Der Name der Jesuiten ist neu und eben aufgekommen; vor den übrigen Mönchen — wenn Mönchthum je löblich wäre — würden sie Lob verdienen. Denn was weder der gute und fromme Reuchlin, noch der beredte und gelehrte Erasmus von den Theo- logen und Mönchen erlangen konnten, daß diese, wenn sie auch die Wis- senschaften nicht selbst kultivieren wollten, doch anderen gestatteten dieselbe zu lehren, das haben die Jesuiten freiwillig übernommen. Sie geben Unterricht in Sprachen und Dialektik, sie tragen ihren Schülern, so gut sie es vermögen, Rhetorik vor. Ich freue mich über dieses Institut aus zwei Gründen: erstens weil sie unsere Sache fördern, indem sie die Wissenschaften kultivieren; denn ich habe gesehen, welche Schriftsteller sie erklären und welche Methode sie befolgen, die von der unseren so wenig abweicht, daß es scheint, als hätten sie aus den gleichen Quellen ge- schöpft. Zweitens treiben sie uns zu größerem Eifer und zur Wachsam- keit an, denn sie könnten sich sonst fleißiger erweisen und mehr gelehrte und wissenschaftliche Schüler erziehen als wir." Diesem Zeugniß eines eifrigen Protestanten fügen wir das des späteren Engländers Bako von Verulam bei, der mit Recht als ein großes philosophisches Licht allge- mein geachtet wird: „Was die Pädagogik anbelangt, sagt er, so wäre es am kürzesten, zu erklären: nimm an den Schulen der Jesuiten ein
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