1862 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Bumüller, Johannes
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Die Franzosen nehmen am Kriege Antheil. Der Prager Friede. 131
belagerte Nord trugen und zu dessen Rettung wagte Bernhard gegen
Hoorns Rath am 6. September 1634 die Schlacht. Nach anfänglichem
Erfolge wurde das Heer Bernhards vollständig geschlagen; 12,000 Mann
blieben todt, von denen ein Drittheil Wirtenberger waren, 6000 wur-
den gefangen, alles Geschütz und Gepäcke ging verloren, Hoorn selbst
wurde gefangen. Der bayerische General Johann von Werth, ein
Niederdeutscher, hatte mit seiner Reiterei den Ausschlag gegeben. Die
Trümmer des schwedischen Heeres wurden über den Rhein zu den Fran-
zosen gejagt, Wirtcnberg, Baden und die oberen Lande fielen in die
Gewalt der Kaiserlichen, die in diesen Gegenden in der jetzt allgemein
gebräuchlichen fürchterlichen Manier bausten.
Die Franzosen nehmen am Lricgr Änthcit. Icr Prager Friede (30. Mai 1635).
Da war für die Franzosen die Zeit gekommen, wo sie die Ober-
leitung des Krieges übernehmen konnten. Von jetzt an zogen französische
Heere über den Rbein, benahmen sich jedoch sehr feige, bis Kondv
und Tu renne sie besser schulten; Bernhard von Weimar aber, der
Landgraf von Hessenkassel und andere Fürsten traten in französische Dienste.
Dagegen zeigte der Kurfürst von Sachsen wirklich deutsche Gesinnung;
er schloß den 30. Mai 1635 mit dem Kaiser den Prager Frieden
unter folgenden Hauptbedingungen: die Wirkungen des Restitutionsedikts
werden auf 40 Jahre hinausgeschoben (d. h. aufgehoben). Der Augs-
burger Religionsfriede wird in seinen übrigen Theilen bestätiget; alle
deutschen Stände, welche zum Reiche zurückkehren, werden von dem Kai-
ser zu Gnaden angenommen; Union und Liga hören auf und es wird
ein Reichsheer aufgestellt; für sich erhält Sachsen die Ober- und Nieder-
lausitz erblich als Mannslehen. Der erste Eindruck dieses Versöhnungs-
werkes war ein ungeheurer, und allmählig traten bis aufhessenkassel,
Wirtenberg und Baden (deren Fürsten in Folge der Nördlinger
Schlacht flüchtig waren) alle Reichs stände dem Prager Frieden bei.
Aber Richelieu, der durch die Eroberung von La Röchelte die Hu-
genottenmacht vernichtet hatte, wußte zum Unheile Deutschlands immer
Rath. Zwar wurde Frankfurt von den Kaiserlichen erobert, Bernhard
von Weimar an die Saar zurückgedrängt, die Franzosen, die über den
Rhein gegangen waren, unter Halloh bis Pont ä Mousson gejagt, und
Werth streifte tief in die Champagne; aber unterdessen vermittelte Ri-
chelieu zwischen Schweden und Polen eine Verlängerung des Altmarker
Friedens und dies führte ein neues schwedisches Heer unter dem fürch-
terlichen Ban er nach Deutschland. Der Kardinal kaufte überdies die
meisten Räthe der deutschen Fürsten (Verräther erster Klasse waren der
wirtenbergische Kanzler Löffler und der badische Streif), versorgte seine
fürstlichen Landsknechte reichlich mit Livres, und weil der Kaiser und
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