1862 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Bumüller, Johannes
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
198 Englische Revolution. Zeitalter Ludwigs Xiv. rc.
und gegen die Wahlkapitulation sächsische Truppen nach Polen gebracht
habe. Statt seiner wurde ein polnischer Edelmann, Stanislaus Les-
zins ky, der Woiwode von Posen, zum Könige gewählt, Karls Schütz-
ling und treuer Freund, der jedoch trotz seiner Tapferkeit und Herzens-
gute bei den von Sachsen und Rußland erkauften Edelleuten nur wenige
treue Anhänger fand. Karl Xii. jagte die Russen aus Lithauen, er-
stürmte Lemberg in Galizien, aber August benutzte seine Abwesenheit,
errang bei Kalisch mit seinem russisch-sächsischen Heere einen kleinen Vor-
theil und kam wieder in Besitz von Warschau. Doch Karls Feldherr
Rhenskiöld schlug das russisch-sächsische Heer unter Schulenburg
den 13. Februar 1706 bei Fraustadt vollständig und ließ nach der
Schlacht 6000 gefangene Russen nicderstoßen, und Karl selbst marschierte
nun durch das österreichische Schlesien, ohne bei Kaiser Joseph!, nur
anzufragen, nach Sachsen, um August in seiner Heimath zum Frieden
zu nöthigen. Damals kämpste Deutschland mit Frankreich und obwohl
die Schlacht bei Höchstädt schon geschlagen war, ermattete gerade um
diese Zeit der Krieg auf deutschem und niederländischem Boden. Hätte
sich Karl Xii. mit Ludwig Xiv. verbündet, so wäre die Lage des Kai-
sers eine verzweifelte geworden; deßwegen eilte der Herzog von Marl-
borough zu dem Schweden und brachte ihn auch glücklich von jedem
Gedanken an ein französisches Bündniß ab; Karl konnte ohnehin die
Franzosen nicht leiden, deren Sprache er vermied, und dem keuschen,
mäßigen nordischen König war das schwelgerische, sittenlose Leben des
französischen Königs ein Gräuel. Außerdem war Karl eifriger Prote-
stant und durch die Vertreibung der Hugenotten erbittert; der Kaiser
hingegen willigte in Karls Forderung, den schlesischen Protestanten 125
Kirchen herauszugeben, weil er sich keinen neuen und furchtbaren Feind
machen wollte. In Sachsen erholten sich die ermüdeten Schweden wie-
der und thaten sich trefflich zu gute; Karl zog aus dem Kurfürstenthum
Geld und Kriegövorräthe und steckte endlich auch einige tausend sächsische
Rekruten unter sein Heer. Die Roth zwang August zum Frieden von
Altranstädt (1706 den 24. September), in welchem er für sich und
seine Nachkommen der polnischen Krone entsagte, das Bündniß mit dem
Zaren aufgab und den Livländer Patkul auslieferte; diesen ließ Karl
von unten auf rädern.
Larls Xii. russischer Feldzug. Schlacht bei pultawa (8. Juli 1709).
Zar Peter hatte die lange Frist gut benutzt; seine bei Narwa ver-
lorene Artillerie war wieder ersetzt, sein Heer durch deutsche Offiziere
geschult und kommandiert, Jngermanland, ein Theil von Esthland und
Livland war erobert, seine Flotte auf der Ostsee der schwedischen bereits
gewachsen. Gegen diesen Feind richtete nun Karl seinen Angriff, aber