1862 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Bumüller, Johannes
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
210 Englische Revolution. Zeitalter Ludwigs Xiv. re.
Neuer Türkenkrieg (1737 — 1739).
Mit Rußland verbündet griff Karl Vi. die Türken an; aber
er ahnte nicht, wie sehr sein Heerwesen zerfiel, als Eugen kaum die
Augen geschlossen hatte. Statt 120,000 Mann zählte das Heer kaum
40,000, und diese wurden schlecht genährt und gekleidet; viele Ange-
stellten trieben Unterschleif auf Kosten der armen Soldaten; Marschälle
und Generale gab es mehr als genug, aber nur wenige verstanden et-
was vom Kriege. Weil den Türken der Angriff unerwartet kam, konnte
der kaiserliche Feldherr Seckendorf in Servien Vordringen und die
wichtige Festung Nissa erobern. Aber diese Fortschritte dauerten nur
kurze Zeit; bald geriethen die Operationen durch Mangel an Lebensmit-
teln, Ungehorsam und Ungeschicklichkeit der Generale in die vollständigste
Unordnung, und einer derselben, Dorat, übergab Nissa ohne einen Schuß
an die Türken. Seckendorf wurde nun zurückgerufen und gefangen ge-
setzt, dem General Königsegg der Oberbefehl übergeben. Dieser er-
focht 1738 einen Sieg über die Türken bei Kornia, erhielt aber die
verlangten Verstärkungen nicht und wurde abberufen. Ihn ersetzte Wal-
lis, der sich bei Kruzka (7. Juli 1739) von den Türken so schlagen
ließ, daß er 20,000 Mann einbüßte und hinter Belgrad hinaus reti-
rierte. Vergebens bot sich General Schmettau zur Vertheidigung
Belgrads an, ein Feigling, Sukkow, erhielt den Befehl in der wich-
tigen Festung, Wallis aber Vollmacht zu unterhandeln und im Nothfalle
Belgrad herauszugeben. Ein anderer General, Neipperg, wurde als
Unterhändler von Wien zu den Türken geschickt, ohne daß Wallis davon
unterrichtet wurde; Neipperg sollte Belgrad nicht herausgeben, wurde
aber von den Türken als Spion gefangen gesetzt und mit dem Tode
bedroht. Da vermittelte der französische Gesandte Villeneuve dienst-
fertig den Frieden, in welchem die Eroberungen Eugens mit alleiniger
Ausnahme des Banats wieder herausgegeben wurden; dieser unselige
Friede heißt der Friede von Belgrad (18. September 1739). Wallis
und Neipperg wurden kurze Zeit gefangen gesetzt, bekamen jedoch bald
ihre Ehren und Aemter wieder, Schmettau aber ging später in preu-
ßische Dienste.
Cilftes Kapitel.
Preußen kommt empor.
Deutschland hatte durch Eugens und Marlboroughs Siege seine
Gränze nicht wieder erhalten, und an der unteren Donau litt die blutig
errungene Waffenehre sogar gegen die Türken neuen Schimpf; doch sollte