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1. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 255

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Ludwig Xv. 355 nung des Bankkredits nochwendig zum Bankbruche führen müsse, so- bald das Bedürfniß nach Metallgeld wieder fühlbar werde, hatten in aller Stille zur rechten Zeit ihre Banknoten und Aktien versilbert, die Unerfahreneren aber überraschte die Gefahr und verschlang ihr Ver- mögen; viele tausend Familien wurden auf diese Weise arm, und Handel und Gewerbe litten mehr durch diesen Ausgang der Bank, als sie wäh- rend der Zeit ihres Kredits gewonnen hatten. Eine ähnliche Erfahrung hat die nordamerikanische Republik vor nicht zwei Jahrzehnten durch die maßlose Ausdehnung des Kredites ihrer Privatbanken gemacht; auch diese gaben fünf- und zehnmal mehr Noten aus, als ihr Baarfond betrug, und erzeugten dadurch einen Ueberfluß an Kapitalien, der den Handel, Kanal- und Eisenbahnenbau und die Privatspekulationen un- glaublich hob; als aber das Papier wieder Silber werden sollte, erfolgte ein allgemeiner Bruch der Banken, der auch manches Vermögen in Eu- ropa ruinierte. Ludwig Xv. (1723-1774). Der Prinzregent wurde seines Amtes satt und ließ Ludwig Xv. bereits 1723 krönen. Dieser hatte aber wo möglich noch weniger Lust am Regieren, obwohl es ihm an Verstand durchaus nicht fehlte. Im Verlaufe der Geschichte haben wir Frankreich unter Ludwig Xv. im polnischen Erbfolgekriege 1733 auftreten sehen; 1740 bekriegte es Maria Theresia, und erwarb der Marschall von Sachsen in den Niederlanden großen Kriegsruhm, aber für Frankreich keinen Gewinn im Frieden; im siebenjährigen Kriege dagegen verloren die Franzosen ihre Waffenebre und häuften ihre Staatsschulden; auch im Seekriege hatte es an Eng- land verloren, obwohl die französischen Admirale rühmlicher fochten als die Befehlshaber der Landheere. An allen diesen Begebenheiten nahm Ludwig Xv. fast keinen Antheil; zu seinen königlichen Entschlüssen, die über Krieg und Frieden, über Recht und Gesetz, über das Wohl und Wehe von Millionen entschieden, wurde er durch Günstlinge oder durch Mätressen bestimmt. Denn Ludwig lebte wie der verdorbenste Mero- winger nur der Wollust, der Jagd und eitlem Treiben zur Abwehr der Langweile; er druckte z. B. Bücher, kochte, ließ sich Schandgeschichten erzählen u. s. w. Er führte Frankreich vollends zum Abgrund der Re- volution durch Sittenlosigkeit und den finanziellen Ruin des Landes. In seinen letzten Zeiten sagte der lasterhafte Greis manchmal: „nun, ich komme schon noch durch, ich alter Mann, aber mein Enkel mag sich in Acht nehmen." Er starb den 10. Mai 1774 an den Kinderblattern, mit denen ihn ein Opfer seiner Wollust angesteckt hatte; Paris feierte sein Begräbniß durch Pasquille und Spottlieder.
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