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1. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 271

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Aufhebung des Jesuitenordens. 271 keineswegs leicht, vorerst nur in friedlichen Verkehr mit den Wilden zu treten. Es gelang ihnen vorzüglich durch die Musik; wenn sie am Abende auf dem Kahne hin- und herfuhren und die heiligen Gesänge begleitet vom Schalle der Instrumente anstimmten, so kamen die Kinder der Wildniß herbei und lauschten den neuen Tönen; sie verstanden diese Sprache, sie fühlten es, daß die Männer des wunderbaren Sangs und Klangs Boten des Friedens seien. Nach der alten Mythe sänftigte Or- pheus Löwen und Wölfe mit dem Klange der goldenen Leier, am Pa- rana aber sammelten Priesterväter durch das heilige Lied wilde Men- schen um sich und führten sie zum geselligen Leben, zur Erkenntniß, zum Christenthume, zur Arbeit und wahrer Lebensfreude. Aber was kostete es nicht, bis der Wilde, der bisher seine Nahrung mit dem Pfeil ge- sucht, oder Würmer und Insekten aus dem Boden gescharrt hatte, wenn kein Fruchtbaum genießbare Speise bot, sich zur Arbeit mit Pflug und Spaten wenden, sich mit dem Geräthe des mannigfaltigen Handwerks beschäftigen mochte! Sonst war es sein höchstes Glück gewesen: recht zu schmausen, wenn seine Jagd glücklich ausgefallen war, sich in dem gegohrenen Wurzelsafte zu berauschen und in träumerischer Ruhe so lange zu brüten, bis ihn der Hunger zu neuer Anstrengung nöthigte; jetzt sollte er dem herumschweifenden Leben in den Wäldern, das trotz Mühe und Entbehrung durch seinen Reiz selbst Europäer verführt, entsagen, der Wildniß Ackerboden abgewinnen und denselben im Schweiße des Angesichtes bebauen. So viel vermochten die Väter; dieses Wunder schuf die Macht der christlichen Religion und die Aufopferung jener Jesuiten, welche den Wilden alles wurden: Väter, Mütter, Priester, Lehrer, Aerzte, Bauern, Handwerker. Hatte der Orden einen Stamm an sich gezogen und zum gesitteten Leben angeleitet, so zerstörte manch- mal ein wilder die neue Pflanzung, und noch öfter thaten es Raub- schaaren europäischer Abkunft, welche die Indianer wie wilde Thiere jagten, wenn sie dieselben nicht zu ihren Sklaven machen konnten. Doch die Jesuiten ermüdeten nicht, und als sie von der Krone Spanien das Recht ausgewirkt hatten, ihre Bekehrten mit Feuergewehren zu bewaffnen, waren die Niederlassungen gegen indianische und europäische Wilde ge- sichert; damit sie aber durch europäische Laster nicht angesteckt würden, waren sie für die Europäer verschlossen. Eine solche Niederlassung oder „Reduktion" wurde immer in einer schönen, fruchtbaren Gegend ange- legt. Inmitten des Dorfes, das 3000 bis 7000 Einwohner zählte, er- hob sich die Kirche, groß genug, um die Gesammtzahl aufzunehmen, und so schön geschmückt, als es der wachsende Wohlstand erlaubte. Aus der Flur wurde ein größeres Stück abgesondert, das der Gottesbesitz genannt und gemeinschaftlich angebaut wurde; aus dessen Ertrag wur- den die Abgaben an die Krone Spanien, die Ausgaben für den Gottes-
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