1862 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Bumüller, Johannes
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
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Zeitalter der Revolution.
len zu einer Macht zweiten Ranges herab und schreiben ihm eine seine
Ruhe und die Ruhe seiner Nachbarn sichernde Verfassung vor. Doch
der Reichstag wollte in die Theilungsakte nicht einwilligen, auch die
Targowiczer waren gegen Rußland und noch mehr gegen Preußen wü-
thend erbost; jetzt ließ der russische Gesandte die lautesten Sprecher ge-
fangen setzen, den Reichstag mit Militär umstellen und ihn zum letzten-
male fragen, ob er unterzeichnen wolle oder nicht. Das half, die Land-
boten Unterzeichneten (22. Juli und 2. September) und Rußland hatte
4500 rn Meilen mit 3 Millionen Einwohnern, Preußen 1000 üi Meilen
mit 1,200,000 Einwohnern erworben.
Das polnische Heer sollte entwaffnet und auf 16,000 Mann her-
untergebracht werden; aber die Entwaffnung wurde das Signal zu einem
allgemeinen Aufstande. Die Stadt Krakau war zum Mittelpunkte er-
wählt, wo sich alle Schaaren vereinigten, und Thaddäus Kosciusko
sollte den Aufstand als Diktator leiten. Der General Madalinski,
dessen Korps in Pultusk entwaffnet werden sollte, brach zuerst los; er
weigerte sich und führte seine Soldaten unter meist glücklichen Gefechten
nach Krakau, wo er sich mit dem Aufgebote Kosciuskos vereinigte. Die
Konföderation von Krakau verkündigte in einem Manifeste den
Zweck des Aufstandes, der mit dem Jakobinismus nichts zu thun hatte
und nur die Wiederherstellung Polens wollte. Diesem Rufe folgte Lit-
thauen und Warschau, das die russische Besatzung unter dem General
Jgelström nach einem mörderischen Kampfe, in welchem von beiden
Seiten kein Pardon gegeben wurde, aus der Stadt vertrieb (17. und
18. April). Die Polen erfochten noch einige glänzende Vortheile über
feindliche Heeresabtheilungen, und das Glück schien ihnen, selbst als die
Preußen herankamen, günstig zu bleiben. Diese schlugen zwar den Kos-
ciusko bei Seelze und eroberten Krakau, aber Warschau belagerten sie
vergebens und zogen mit Verlust ab, als in ihrem Rücken das Landvolk
aufftand. Die Russen hatten sich von den Preußen entfernt gehalten,
weil sie von der Beute möglichst viel für sich erraffen wollten; nach dem
Abzüge derselben rückte der schreckliche Suwarow heran, um den Ent-
scheidungskampf auszufechten. Kosciusko wollte der Vereinigung der
russischen Streitkräfte zuvorkommen und griff den General Fersen bei
Macziewice an (10. Oktober 1794); aber die Reiterei, die Haupt-
waffe der Polen, wurde bei ihrem Angriffe zurückgeschlagen; Kosciusko
eilte den Fliehenden nach, um sie zu sammeln, stürzte jedoch mit dem
Pferde und rief: fini8 Poloniae, da er die Folgen der Niederlage in
ihrem ganzen Umfange erkannte; er fiel verwundet in die Gewalt der
Kosacken. Suwarow vernichtete noch einige polnische Abtheilungen auf
seinem Wege nach Warschau; am 4. November erstürmte er die befestigte
Vorstadt Praga jenseits der Weichsel, wo seine Soldaten 18,000 Men-