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1. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 346

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
346 Zeitalter der Revolution. ein katholisches Volk wegen des Unglaubens einiger Weniger außer der Verbindung mit der Kirche sein sollte, und daß die Religion als Wahn behandelt werden durste, war ihm zuwider; zwar war er selbst der Kirche nicht von Herzen ergeben und huldigte vielfach dem Zweifel und Un- glauben, aber er wußte wenigstens die sittliche Kraft der Religion zu schätzen und erkannte, daß ein Volk ohne Religion verfaulen und unter- gehen müsse. Zuerst gebot er die Sonntagsfeier und schaffte die Feste des 10. August und 23. Januar ab; durch das Konkordat vom 15. August 1801 führte er endlich Frankreich wieder in die Reihe der katho- lischen Nationen ein. Die Frage wegen der Eidesleistung, welche die Republik gleich anfangs mit dem römischen Stuhle überworfen hatte, wurde dadurch umgangen, daß alle Geistlichen, beeidigte wie unbeeidigte, ihren Stellen entsagten, aber wieder wählbar blieben. Für ganz Frank- reich wurden 10 Erzbischöfe und 50 Bischöfe bestimmt; die Regierung sollte sie ernennen, ihre kirchliche Einsetzung durch den Papst geschehen. Die Pfarrer wurden durch die Bischöfe ernannt, von der Regierung aber genehmigt. Für den Unterhalt des Klerus sollte der Staat sorgen. Im ganzen Reiche sollte fürderhin nur eine Liturgie und ein Katechis- mus giltig sein. Der Abschluß des Konkordats wurde am Osterfeste 1802 durch ein kirchliches Dankfest gefeiert, welchem der erste Konsul und auf seinen Befehl alle Staatsbeamten anwohnten. Auch des öffentlichen Unterrichtes nahm sich Bonaparte an; die Schulen wurden in Primar-, Sekundarschulen, Lyceen und Special- schulen eingetheilt. Die Sorge für die Primar- und Sekundarschulen überließ er den Gemeinden, die Lyceen und Specialschulen hingegen or- ganisierte und leitete die Staatsgewalt. Sie wurden ganz militärisch eingerichtet; die Schüler waren in Kompagnieen eingetheilt und trugen Uniform; zu den verschiedenen Geschäften wurde nicht geläutet, wie in den Klosterschulen, sondern kommandiert, und der Ehrgeiz durch Aus- zeichnungen ebenso gestachelt wie bei den Soldaten. Besondere Sorgfalt widmete er dem polytechnischen Institut, das er gegründet hatte, und diese Anstalt hat unläugbar für die Ausbildung von Ingenieuren und Technikern Ausgezeichnetes geleistet. Sein System des Unterrichts krönte er später durch die Universität zu Paris; dieser gab er die Befugniß, alle Schulanstalten zu ordnen und zu überwachen, die Lehrer zu prüfen, die Lehrfächer und Lehrmittel vorzuschreiben, wodurch das ganze Unter- richtswesen in Frankreich in die Gewalt der Regierung kam und der Kirche jede Aufsicht entzogen wurde; die Folgen dieses Systems haben zu dem Kampfe geführt, in welchem durch die Kirche und die Eltern „der freie Unterricht" errungen wurde. Bonaparte führte auch ein neues Gesetzbuch ein, an welchem der Konvent und das Direktorium vergeblich gearbeitet hatten. Die Gleich-
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