1862 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Bumüller, Johannes
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Frankreich unter dem Konsulate.
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beit vor dem Gesetze war darin fcstgehalten, dem Staate wurden jedoch
Rechte über die Familienordnung eingeräumt, die er früher nicht an-
sprechen durfte.
Des ersten Konsuls Abneigung gegen die Revolution zeigte st'ch am
auffallendsten in der Stiftung eines neuen Adels, des Ordens der
Ehrenlegion. Dieser Orden war aber für bürgerliches Verdienst so
gut bestimmt wie für militärisches, auch gewährte er seinem Inhaber
keinerlei Vorrecht. Die Ehrenlegion sollte vorerst aus 15 Kohorten be-
stehen; jeder Kohorte wurden 200,000 Fr. als Dotation aus National-
gütern angewiesen. Die Abstufung ging vom Großoffizier, Komman-
danten, Offizier zum Legionär herab. Einzelne Republikaner sollen über
die Ehrenlegion gemurrt haben, aber ganz gewiß ist dies, daß die re-
publikanischen Franzosen sich durch das Legionskreuz noch beglückter fühl-
ten, als ihre realistischen Väter durch das Ludwigskreuz.
Gegen Bonapartes gegenrepublikanische Maßregeln, besonders gegen
die tiefer gehenden als Kreuze und Bänder, zeigte sich dennoch im
Senate und Tribunate eine indirekte aber systematische Opposition.
Diese beseitigte Bonaparte durch „Elimination", indem er 20 Tribunen
und 60 Senatoren strich und sie durch den Senat aus den „Notabili-
täten" ergänzen ließ.
Nach dem Frieden von Amiens beantragte ein Tribun dem ersten
Konsul eine ausgezeichnete Nationalerkenntlichkeit darzubringen, und ein
Senatsbeschluß verfügte, daß Bonaparte auf weitere 10 Jahre Konsul
sein solle. Die beiden andern Konsuln änderten den Senatsbeschluß
aber dahin ab: das französische Volk ist zu befragen: soll Napoleon
Bonaparte Konsul auf Lebenszeit sein? Am 2. August (1802) machte
der Senat die Volksabstimmung bekannt; von 3,577,885 stimmberech-
tigten Bürgern hatten 3,368,259 für den Antrag gestimmt. In Folge
dieser Wahl erließ der Senat folgende Beschlüsse:
1. Das französische Volk ernennt und der Senat ruft aus als
lebenslänglichen Konsul der Franzosen Napoleon Bonaparte.
2. Ein Standbild der Friedensgöttin, in der einen Hand den Sie-
geslorbeer, in der andern den Senatsbeschluß, wird der Nachwelt die
Dankbarkeit des Volkes bezeugen.
3. Der Senat wird dem Konsul den Ausdruck des Vertrauens,
der Liebe und der Bewunderung des französischen Volkes überbringen.
Dieses republikanische Schauspiel erhielt durch Bonaparte einen
sehr eigenmächtigen Zusatz; durch ein sogenanntes organisches Senats-
konsult bekam die Republik eine neue Verfaffung. Die Stellen der Kon-
suln wurden als lebenslänglich erklärt; der gesetzgebende Körper konnte
von der Regierung berufen und vertagt, durch den Senat aber auf-
gelöst werdeu. Das Tribunat wurde auf 50 Mitglieder herabgesetzt