1862 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Bumüller, Johannes
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Napoleons andere Vasallen: Neapel, Holland, Neuenburg, Piombino. 355
Napoleons andere Vasallen: Neapel, Holland, Neuenburg, piombino.
Der Sohn des korsischen Edelmanns und Nechtsgelehrten, der Ka-
nonenkaiser des europäischen Festlandes, schuf auf demselben mehrere
Königreiche und Fürstenthümer für seine Angehörigen, ganz wie ein
großer Gutsbesitzer seine Grundstücke und Heerden austhcilt und be-
wirthschasten läßt, sich aber immer das Eigenthumsrecht vorbehält. Wie
sein Schwager und Reitergeneral Murat Großherzog von Berg und
Rheinbundsfürst wurde, ist schon gesagt. Seinen Bruder Joseph machte
er zum König von Neapel; denn Neapel hatte sich der Koalition
angeschlossen und obwohl es demüthig um gnädige Strafe bat, nachdem
Napoleon Oesterreich mit so unerwarteter Schnelligkeit niedergeworfen
hatte, sprach er zu Schönbrunn zürnend das Machtwort: „das Haus
Bourbon hat ansgehört in Neapel zu regieren", ließ dasselbe durch
Massena über die Meerenge nach Sicilien treiben und Joseph auf den
Thron setzen (31. März 1806).
Auch die batavische Republik fand vor der neuen Monarchie keine
Gnade; sie erhielt (8. Juni 1806) Napoleons Bruder Ludwig, den
er mit seiner Stieftochter Hortense, Eugens Schwester, vermählt hatte,
als erblichen König von Holland. Napoleons Schwager Bacciochi
wurde Fürst von Piombino (18. März 1805), dieses 1806 mit Lukka,
Massa und Karrara vergrößert. Seinem Adjutanten Berthier gab er
das Fürstenthum Neuenburg, welches der König von Preußen mit
Kleve gegen Hannover ausgetauscht hatte; Benevento und Ponte-
korvo, päpstliche Enklaven in Neapel, nahm er dem Papste, „weil sie
immer Gegenstände des Streites zwischen dem Könige von Neapel und
dem Papste gewesen seien" und gab sie als Reichslehen an Talleyrand
und Bernadotte. Den Fürsten aus Napoleons Familie war in ihren
Katechismus geschrieben: Ihre erste Pflicht ist die gegen Napoleon und
seine Nachfolger. Die zweite Pflicht gehört Frankreich und die dritte
endlich ist die Regentenpflicht gegen die Völker. (Kaiserliches Familien-
statut.) Napoleon sprach es offen aus, das bisherige System eines
Gleichgewichts der Staaten sei eine Chimäre gewesen, die politische Welt
bedürfe eines gemeinsamen Mittel- oder Schwerpunktes wie die materielle
Welt, und dieser Mittelpunkt war natürlich der Kaiser. Daraus folgte
nothwendig, daß alle Staaten Europas, ja der ganzen civilisierten Welt,
von dem Kaiser in eine genau regulierte Abhängigkeit gezogen würden
und keinem eine selbstständige Bewegung bliebe. (Der Astronom La-
place bewies dasselbe in seinem astronomischen Meisterwerke: Mécani-
que céleste.) Napoleon ging darauf aus, eine eigentliche Univer-
salmonarchie zu stiften, die in ihrer Vollendung die meiste Aehnlichkeit
mit einem der alten Ritterorden gehabt hätte. Er selbst war der Groß-
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