1862 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Bumüller, Johannes
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
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Zeitalter der Revolution.
Siebenundzwanzigstes Kapitel.
Der russische Feldzug (1812).
Nunmehr aber sollte der furchtbare Glücksumschwung beginnen,
welcher in der ganzen Weltgeschichte seines Gleichen nicht hat. Spanien
war noch immer nicht unterworfen; die Guerillas waren, wenn auch
nicht zahlreicher, so doch gewandter und kühner geworden, der Herzog
von Wellington aber hielt die französischen Marschälle im Schach und
eroberte selbst einige Festungen. Zu dem spanisch-englischen Kriege, der
die französischen Heere im äußersten Westen beschäftigte und aufrieb, kam
1812 ein Krieg mit Rußland, dem halbasiatischen Kaiserreiche. Der Kaiser
von Rußland ward nach dem Wiener Frieden des Bundes mit Frankreich
überdrüssig; einen andern Grund als den, daß Alerander neben Napo-
leon und Rußland neben Frankreich eine ganz unansehnliche Nolle spielte,
hatte Kaiser Alerander nicht, und seine Rolle hatte ihm bisher etwas
eingetragen. Zwar erlitt der russische Handel durch das Kontinental-
system einen empfindlichen Verlust, indem die Hauptausfuhren nach Eng-
land, die des Leders, Hanfs und Talgs, aufgehört hatten; es war ferner
eine Beleidigung gegen den russischen Kaiser, als Napoleon den Herzog
von Oldenburg, Alexanders Vetter, seines Landes beraubte, obgleich der-
selbe Rheinbundfürst war; aber dafür hätten sich Entschädigungen in
Deutschland finden lassen, wenn die beiden Kaiser gewollt hätten. Die
Ursache des großen Krieges war, wie gesagt, in letzter Reihe keine an-
dere, als daß Rußland nicht länger zusehen wollte, wie Bonaparte vom
Tajo bis zur Weichsel und von der Meerenge Siciliens bis zum Sunde
in Europa schaltete, während Rußland nur am schwarzen Meere und
an den finnischen Seen seine erobernde Thätigkeit versuchte, das Groß-
herzogthum Warschau aber wie ein Keil gegen das Centrum der russischen
Monarchie gerichtet war.
Die Sprache der beiden Herrscher wurde immer gereizter. Ruß-
land schloß Bündniß mit Schweden, dem Norwegen garantiert wurde,
mit England und den spanischen Kortes (denn die spanische Königs-
samilie befand sich auf französischem Boden), Napoleon aber bot die
Streitkräfte Frankreichs und seiner Bundesgenossen auf. Seine eigenen
Heere, aus Franzosen, Italienern, Holländern, Deutschen, den entführten
Spaniern und Portugiesen bestehend, betrugen gewiß 300,000 Mann.
Zu dieser unerhörten Masse stellten die Rheinbnndfürsten 100,000, Po-
len 60,000, die Schweiz 12,000, Oesterreich 30,000, Preußen 20,000
Mann; diese zwei Mächte hatten besondere Verträge mit Napoleon ab-
geschlossen, in welchen dieser ihnen eine Gebietsvergrößerung auf Kosten
Rußlands zusagte. Im ganzen zogen mehr als eine halbe Million