1862 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Bumüller, Johannes
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Griechenland.
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sardinischen Truppen nach Novara, General Bubna eilte mit einigen
österreichischen Bataillonen herbei und zersprengte am 8. April die Auf-
ständischen, womit die Revolution ihr Ende hatte. Karl Albert dankte
ab und ging nach Toskana, diente hierauf zur Abbüßung seiner Kar-
bonarisünden als Freiwilliger in dem Heere des Herzogs von Angou-
leme gegen die spanischen Kortes und war beim Sturm auf den Tro-
kadero. Er folgte 1831 dem Könige Karl Felir, Viktor Emmanuels
Bruder, der vom 21. April 1821 an Sardinien ruhig regiert hatte,
als König.
Viertes Kapitel.
Griechenland (der Äricg von 1821 — 1827).
Gleichzeitig mit den Revolutionen in Spanien und Italien begann
die Erhebung der Griechen gegen die despotische Herrschaft der Türken,
und alle christlichen Völker begleiteten deren Fortschritte oder Verluste
mit der lebhaftesten Theilnahme. Gewöhnlich nennt man die christlichen
Bewohner der Türkei mit dem Gesammtnamen Griechen (und unter-
scheidet von ihnen nur die Armenier), diese Griechen sind jedoch mit
ganz geringer Ausnahme keine eigentlichen Griechen, d. h. Nachkommen
der Hellenen. Die Bewohner der Moldau und Walachei sind mit
Slaven gemischte Romanen, die Serben, Bulgaren, Montenegriner,
Bosniakcn re. Slaven, die meisten Bewohner des alten Hellas Slaven
oder Albanesen und die wenigsten Nachkommen der Hellenen. Die tür-
kische Herrschaft lastete auf den Griechen sowohl durch den Druck der
regelmäßigen Abgaben, noch mehr aber durch die Erpressungen der
Paschas und Agas, deren zügellose Gewalt Leben, Eigenthum und Ehre
fortwährend bedrohte, und daneben bestanden erniedrigende Verord-
nungen für die Christen, welche bei der fanatischen Brutalität der ge-
meinen und vornehmen Türken nicht einmal durch die Gewohnheit erträg-
lich werden konnten (Verbot gewisser Farben und Trachten, des Reitens
auf Pferden, des Gebrauchs der Glocken, der Kreuze auf den Kirchen,
Ehrenbezeugungen gegen jeden begegnenden Türken u. s. w.). Einzelne
Bezirke jedoch, z. B. Athen, das Vorgebirge Athos, die meisten Inseln
genoßen gewisser Freiheiten, theilweise regierten sie sich fast selbstständig
und entrichteten nur die festgesetzten Abgaben; viele Griechen waren als
Sekretäre, Aerzte und Diplomaten im Dienste des Sultans und der
Paichas, und diese Griechen thaten ihren Landsleuten oft mehr liebet an
als die Türken. Daß die christliche Bevölkerung ihren Zustand schmerzlich
empfinden mußte, ist natürlich, um so mehr als die Erinnerung an die
Zeit des griechischen Kaiserthums nie erlöschen konnte. Die Hoffnung