1862 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Bumüller, Johannes
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
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Die Zeit von 1815 bis 1857.
es dem Sultan unmöglich bedeutende Streitkräfte gegen Griechenland
zu verwenden. Zwar hatte sich Ali Pascha in Janina an Churschid er-
geben und war wortbrüchig ermordet worden, doch hinderte diesen der
Widerstand der Sulioten die in Livadien und Morea operierenden Türken
kräftig zu unterstützen. Im Frühjahre erfüllte der Kapudan Pascha
Europa mit Abscheu; die Samioten hatten die blühende Insel Chios
im März besetzt und zum Aufstande verleitet, als aber die türkische Flotte
nahte, ließen sie Chios im Stich und flüchteten in die Gebirge ihrer
eigenen Insel. Im April setzte der Kapudan Pascha 15,000 Asiaten
bei Chios an das Land, welche keinen Widerstand fanden, aber alle
Männer ermordeten und gegen 40,000 Weiber und Kinder in die
Sklaverei schleppten; auch die Mastirdörfer, welche mit ihrem Erzeug-
nisse fast ganz Europa versorgt hatten, wurden niedergebrannt.
Während die Flotte bei der ausgemordeten Insel vor Anker lag
und den Beiram feierte, näherten sich am Abend drei kleine Segel-
schiffe unter österreichischer Flagge, ohne daß sie besondere Aufmerksam-
keit erregten, in der Nacht aber führte der Ipsariote Kanaris (die
fremden Schiffe waren griechische) seinen Brander bis an das türkische
Admiralschiff und hängte ihn fest. Das große Schiff stand bald in Hellen
Flammen und flog mit 2000 Türken sammt dem Kapudan Pascha in
die Luft; dieser wurde gräßlich verbrannt aufgefischt und starb am
asiatischen Ufer. Noch größeren Verlust erlitt die türkische Flotte im
Spätherbste; am 10. November flog abermals das von einem Brander
angezündete türkische Admiralschiff auf und drei Fregatten scheiterten an
der asiatischen Küste. Dennoch konnten die leichten griechischen Schiffe
den schweren türkischen niemals einen offenen Kampf anbieten und
mußten sich darauf beschränken, die Ungeschicklichkeit und faule Sorg-
losigkeit der Türken zu verwegenen Handstreichen zu benützen, an der
Verproviantierung der von der Landseite blockierten türkischen Festungen
konnten sie aber den Kapudan Pascha nie gänzlich verhindern.
Einen Aufstand der makedonischen Griechen an der thessalischen
Gränze dämpfte der Pascha von Salonichi, indem er 150 Dörfer ver-
brannte und 5000 Familien ausrottete. In Westgricchenland waren
die Operationen der Türken anfangs sehr glücklich; bei Peta liefen
5000 Griechen vor den Türken davon, fast ehe sie einen Schuß abge-
feuert hatten, und das schwache Bataillon Philhellenen (meistens
junge enthusiastische Deutsche) wurde beinahe aufgerieben. In Folge da-
von übergaben die Sulioten ihre Bergfestung auf die Bedingung freien
Abzugs in den Peloponnes, die Paschas Omer Vrione und Reschid (von
Arta) schloßen das schwach befestigte Miffolunghi ein, den einzigen festen
Platz, welchen die Griechen in Livadien besaßen, bis sich ihnen endlich die
ausgehungerte Akropolis von Athen ergab. Pascha Dram Ali fand mit