1862 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Bumüller, Johannes
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Die Türkei.
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beherrschte das schwarze Meer, weil die türkische nach der Katastrophe
von Navarin sich vor derselben nicht blicken lassen durfte. Greigh hatte
am 14. Mai etwa 20,000 Mann unter Mentschikoff bei Añapa an der
kaukasischen Küste an das Land gesetzt und zwang nach kurzer Belagerung
den Platz zur Uebergabe, welchem Beispiele bald darauf Poti folgte, das
die Mündungen des Phasis beherrscht. Ein Theil dieses Korps wurde nach
Varna übergesetzt, wo unter General Suchtelen bereits eine russische Di-
vision stand und begann am 20. Juli den Angriff. Varna hatte keine
regelmäßigen Festungswerke, aber eine starke Garnison und in Jzzet
Me hem et, dem Kapudan Pascha, einen tapfern Kommandanten. Die
Hoffnung der russischen Generale, Varna in kurzer Zeit zu nehmen,
schlug gänzlich fehl, obwohl die russische Flotte die türkischen Fahrzeuge
im Hafen verbrannte, dann den Platz selbst bombardierte, endlich Ge-
schütz und Mannschaft zur Belagerung ausschiffte. Die- Türken erhielten
von Schumla her Verstärkung und bewiesen den Russen durch unaufhör-
liche Gefechte und Ueberfälle, daß der kriegerische Geist der Osmanen
noch nicht erloschen sei. Darum entsandten die Russen vor Schumla
und Silistria alle entbehrlichen Truppen nach Varna, Kaiser Nikolaus
erschien selbst auf der Flotte und forderte Jzzet Mehemet zur Uebergabe
auf, die entschieden verweigert wurde. Varna mußte regelmäßig be-
lagert werden und dies ging sehr langsam vorwärts; im Bajonetge-
fechte zeigten sich die Russen überlegen, dagegen feuerten die türkischen
Schützen mit mörderischer Sicherheit. Im September erschien Omer
Vrione mit etwa 15,000 Mann in der Nähe Varnas und lieferte einige
blutige Gefechte, namentlich warf er am 20. September den Prinzen
Eugen von Württemberg, der ihn vertreiben sollte, in Folge eines mör-
derischen Kampfes zurück. Nach diesem kühnen Auftreten blieb aber der
türkische Feldherr ruhig in seiner Stellung und ließ den Belagerungs-
arbeiten und Kämpfen um Varna ihren Lauf; noch am 6. Oktober
unternahmen die Russen vergeblich und mit großen Opfern einen nächt-
lichen Sturm; eine Aufforderung des Kaisers zur Uebergabe wies Jzzet
am 8. entschieden zurück, aber am 10. kam der Unterbefehlshaber von
Varna, Jussuf Pascha, in das Lager und übergab die Stadt, während
Jzzet Mehemet die Citadelle noch einen Tag vertheidigte und freien
Abzug erhielt. In diesem Feldzuge verloren die Russen nach einer Be-
rechnung, der nicht widersprochen wurde, 45,000 Mann an Todten, den
Mehrtheil davon durch Krankheiten. Besser ging es ihnen in Asien,
wo die Türken dem General Paskewitsch keine 30,000 Mann entgegen-
setzen konnten. Dieser eröffnete im Juni den Feldzug von Gumri aus
und erstürmte am 5. Juli das wichtige Kars. Am 17. August war
er nordwärts gegen Achalzik gerückt, schlug am 21. eine irreguläre tür-
kische Armee von 25,000 Mann und erstürmte die Stadt am 24.; bald
Dumüller, Neue Zeit Oq.