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1. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 453

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Ludwig Xviii. 453 unter dem Titel: Beraubung der französischen Museen („In spoliation d6 nos musées“)! Die Armee besonders konnte ihre Niederlage nicht verschmerzen, aber auch nicht ableugnen; anstatt dieselbe jedoch der durch französischen Uebermuth bewirkten Erhebung der europäischen Völker zuzuschreiben, wissen die meisten französischen Schriftsteller noch jetzt nur von der Treulosigkeit der Verbündeten Frankreichs, von der Ungunst des Zufalls, von der ungeheuren Ueberlegenheit der feindlichen Heere zu erzählen, die aber dennoch alle durch das französische Genie unter- gegangen wären, wenn nicht der Verrath von Franzosen sie gerettet hätte. Diese sogenannten Verräther waren aber gerade die Anhänger des königlichen Hauses und so traf die von den entlassenen Soldaten unter dem gemeinen Volke, und von den Schriftstellern unter den soge- nannten gebildeten Ständen verbreitete Anklage mittelbar immer wieder den neu errichteten Königsthron. Großes Aergerniß nahmen die Sol- daten auch daran, daß Ludwig Xvm. wieder Schweizerregimenter in französischen Dienst nahm und der Pariser Pöbel sah in deren Unifor- * men eine beständige Erinnerung an die von ihm verübten Mördereien während der Schreckenszeit, zugleich aber auch eine Drohung gegen das Gelüsten nach Wiederholung ähnlicher Scenen. Auch die Bourgeoisie würde der Auseinandersetzung nicht geglaubt haben, der König habe durch die Aufnahme von 12,000 Schweizern in französische Dienste seine poli- tische Weisheit bewiesen, indem er die vornehmen schweizerischen Familien durch Ofsizierstellen, die gemeinen Schweizer aber durch den rothen Rock den Interessen Frankreichs dienstbar mache und die Schweiz dem beherrschenden Einflüsse der andern Großmächte entziehe. Großen An- stoß nahmen die Bourgeoisie und auch viele Mitglieder der höchsten Stände daran, daß der König den entschiedenen Willen zeigte, der Kirche ihre Rechte wieder zu gewähren und ihr nicht in den Weg zu treten, wenn sie Unterrichtsanstalten gründen und dadurch die Jugendbildung mit dem christlichen Geiste durchdringen würde. Dies glich einer Verurtheilung der Philosophie des 18. Jahrhunderts, nach der gangbaren Ansicht des Triumphes der Vernunft über Aberglauben und Gewissenszwang, der Verurtheilung eines Triumphes, der Frankreich an die Spitze des ge- sammten geistigen Lebens auf den Erdball gestellt habe. Diese große Partei war damit nicht befriedigt, daß sie für ihr Thun und Streben volle Freiheit hatte und somit ihren viel gefeierten Sieg der Vernunft durch Unterrichtsanstalten aller Art, Schriften, wissenschaftliche Vereine re. nur weiter auszubeuten brauchte, sie verlangte, daß der Kirche nur eine beschränkte, gleichsam geduldete Stellung angewiesen wurde und hinderte deßwegen durch ihre offene Feindseligkeit die volle Ausführung des 1817 abgeschlossenen Konkordats, vermochte es jedoch nicht der Errichtung von zahlreichen Klöstern und Unterrichtsanstalten, welche von Geistlichen
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