1862 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Bumüller, Johannes
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
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Die Zeit von 1815 bis 1857.
zum König, Louis Philipp aber empfahl den Belgiern aus Rücksicht auf
die andern Mächte den apanagierten englischen Prinzen Leopold von
Sachsen-Koburg als König zu berufen, dem er seine älteste Tochter
zu geben versprach. Der belgische Nationalkongreß befolgte den guten
Rath und wählte den Prinzen Leopold, der die Krone annahm, nachdem
der Kongreß dem Ultimatum der Londoner Konferenz Folge geleistet hatte,
als der unumgänglichen Bedingung, wenn Belgien von den Großmächten
anerkannt sein wollte. Am 21. Juli beschwor der neue König die von
dem Kongresse vorgelegte Konstitution, hätte aber unmittelbar darauf
ohne französische Hilfe wieder nach England zurückkehren müssen. König
Wilhelm I. nämlich war über das Treiben Frankreichs und Englands
gegen die durch die europäischen Verträge garantierte Integrität seines
Reiches mit Recht entrüstet und die Holländer selbst brannten vor Be-
gierde der belgischen Nuhmrednerei gegen Holland ein Ende zu machen.
Anfangs August überschritt ein holländisches Heer unter den oranischen
Prinzen die belgische Gränze, zerstäubte am 8. August bei Hasselt ein
belgisches Korps, am 12. lief ein anderes bei Löwen auseinander und
ließ seinen König für sich selbst sorgen, als zum guten Glücke statt
der belgischen Blouscn 40,000 Franzosen unter Marschall Gérard den
Holländern in den Weg traten, worauf diese umkehrten und die gede-
müthigten Belgier wieder aufathmeten. König Wilhelm I. anerkannte
aber Belgien nicht, räumte auch die Citadelle von Antwerpen nicht,
worauf Louis Philipp, seit dem August 1832 Schwiegervater Leopolds,
die Citadelle Ende Oktobers durch Görard belagern ließ, welcher sie am
23. Dezember zur Uebergabe nöthigte. König Wilhelm I. rechnete auf
einen Umschwung der europäischen Politik bis 1839, dann erst verstand
er sich zu einem Vertrage, in welchem ein Theil des deutschen Großher-
zogthums Luremburg an Belgien fiel, wofür der deutsche Bund durch
die Aufnahme eines Theils von (niederländisch) Limburg entschädigt
wurde; außerdem übernahm Belgien von der niederländischen Staats-
schuld 5 Millionen Gulden jährlicher Rente (als Verzinsung des Belgien
treffenden Kapitals).
Eilftes Kapitel.
Polnischer Revolutionskrieg (1831).
polen russische Provinz.
Als Louis Philipp seine Thronbesteigung dem Kaiser Nikolaus I.
in einem eigenhändigen Schreiben meldete und darin so etwas von Nö-
thigung durch die Verhältnisse und seinen schmerzlichen Gefühlen darüber