1862 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Bumüller, Johannes
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
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Die Zeit von 1815 bis 1857.
dem eigentlichen Rußland aufheben sollte. Aber russische Korps von
beträchtlicher Stärke hüteten diese Provinzen und wurden der einzelnen
Aufstände mit Leichtigkeit Meister, denn eine allgemeine Erhebung fand
nicht statt, weil die Masse des Volkes, die Bauern, wenig Neigung
dazu hatte, selbst der größere Theil des Adels hielt sich zurück und wartete
auf die Entscheidung des Kampfes durch die Armee, die umgekehrt von
den Aufständen im Rücken eine Diversion forderte. Zu diesem Zwecke
war der kühne Dwernicki mit 5000 Mann und 12 Kanonen am 3.
April (nach den glücklichen Schlägen Skrzyneckis gegen Geismar und
Rosen) von Zamosk aufgcbrocheu und erschien am 10. in Volhynien
jenseits des Bug, fand aber die gehoffte Unterstützung nicht; unter be-
ständigen Gefechten mit dem doppelt so starken Korps des Generals
Rüdiger öffnete sich Dwernicki den Weg nach Podolien, wo der Auf-
stand mehr Anklang gefunden hatte, überschritt den Styr, wandte sich
dann, als General Roth mit 18,000 Mann aus Podolien anrückte,
gegen die österreichische Gränze, über welche er vom 27. April bis 1.
Mai sein Korps mit den eroberten Geschützen rettete, als er gegen den
fünffach überlegenen Feind nicht länger. Stand halten konnte.
Dwernicki hätte sich aus Volhynien zurück an die Weichsel gewen-
det, als er keinen allgemeinen Aufstand vorbereitet fand (die Adeligen
waren meistens verreist oder krank), wenn es ihm noch möglich gewesen
wäre; der alte General Sierawski nämlich, der mit 9000 Mann,
meistens ungeübten und schlechtbewaffneten Leuten, den russischen Gene-
ral Kreutz im Schach halten sollte, war zu weit vorgegangen und von
diesem am 17. und 18. April bis zur Vernichtung geschlagen worden,
so daß Dwernicki von Zamosk abgeschnitten war. Skrzynecki entsandte
zwar auf die Nachricht von Sierawskis Niederlage zwei Brigaden unter
Chrzanowski (am 4. Mai) um Dwernicki Luft zu machen, derselbe er-
reichte auch Zamosk glücklich, aber viel zu spät für Dwernicki. Darauf
führte Skrzynecki selbst mit der Hauptarmee eine ebenso meisterhaft
entworfene und angefangene als schlecht vollendete Unternehmung aus.
Diebi tsch wartete in seiner festen Stellung zwischen Bug und Weichsel
mit der Front gegen Warschau die Verstärkungen ab, welche ihm über
Lithauen zukommen sollten. Der polnische Feldherr ließ ihm gegenüber
16,000 Mann unter Uminski stehen und brach selbst mit 46,000 Mann
gegen Lithauen auf; am 14. Mai ging er über die Narew und auf
Lomza los, traf auch am 18. auf das Gardekorps unter dem Großfür-
sten Michael, wurde aber durch dessen imposante Haltung von einem
entscheidenden Angriffe zurückgeschreckt, worauf sich dasselbe fechtend zu-
rückzog. Diebitsch hatte durch eine starke Rekognoscierung gegen Uminski
sich unterdessen am 19. überzeugt, daß ihm die polnische Hauptarmee
nicht mehr gegenüberstehe, daher zog er seine Streitkräfte möglichst schnell