1862 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Bumüller, Johannes
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
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Die Zeit von 1815 bis 1857.
englischen Industrie nicht wohlfeiler als von dem Auslande geliefert
werden können, ruhen noch immer sehr hohe, selbst geradezu ausschlie-
ßende Zölle.
Während das eigentliche Großbritannien ohne «ine Revolution jene
tiefgreifenden Veränderungen durchführte, entfaltete es zugleich ein wahr-
haft bewunderungswürdiges Vermögen zu kolonisieren; ein beständiger
Strom von Auswanderern ergoß sich in die andern Erdtheile, haupt-
sächlich auf den australischen Kontinent, nach Neuseeland, in das
Kapland, nach Kanada, auf die Falklandsinseln, die 1833 trotz
der Protestation von Buenosayres besetzt wurden, nach den Sand-
wich sinseln, von deren Besitznahme nur die Eifersucht der nordame-
rikanischen Union abhielt. Dieser englische Ableger in Amerika zeigt sich
seines Stammes würdig, sowohl durch die Liebe zur Thätigkeit und zum
Erwerbe, als auch durch sein rücksichtsloses Zugreifen, wenn sich ein
Vortheil darbietet. Deßwegen ist die Union fast immer in Spannung
mit England und drängt dasselbe in Amerika Schritt für Schritt zurück;
so in den Gränzstreitigkeiten zwischen Maine und Neubraunschweig, in
der Regulierung der Gränze am Kolumbiastrom (Oregon), in der Streit-
frage wegen des Stockfischfangs bei Neufundland w. Sehr bedrohlich
gestaltete sich das Verhältniß in Folge des kanadischen Aufstandes.
Kanada war 1763 englisch geworden und erhielt 1791 eine Ver-
fassung nach dem Muster anderer englischer Kolonieen, die jedoch der
französischen Bevölkerung, welche in Niederkanada um das vierfache über-
wiegend war, durchaus nicht zusagte. Nach 1816 wurde die Unzufrie-
denheit immer lauter; die Franzosen klagten, daß sie in dem gesetzgeben-
den Rathe nicht vertreten seien, über den Nepotismus der Gouverneure,
über die reiche Dotierung der englischen Hochkirche durch V7 des gesumm-
ten Grundes und Bodens, über die 1826 verfügte Aufhebung der Sei-
gneuries (eines Lehensystemes), über schlechte Verwaltung re. Auch
Oberkanada, obwohl fast ausschließlich von Engländern bewohnt, war in
zwei Parteien gespalten, indem die neuen Einwanderer gegen die streng
zusammenhaltenden früheren Ansiedler nicht aufzukommen vermochten und
dieselben in dem Besitze des meisten Bodens und fast aller Aemter sehen
mußten. Das englische Parlament, an welches die Unzufriedenen ap-
pelliert hatten, sprach 1837 nicht zu ihren Gunsten und nun organi-
sierten in Unterkanada Papineau, Nelson, Kote, Drolet re. die
Revolution, während die Loyalen sich ihrerseits vereinigten und sich in
Montreal mit den Insurgenten blutig herumschlugen, bis das Militär
ernsthaft, einschritt. Im November und Dezember 1837 zersprengten die
englischen Truppen die Jnsurgentenhaufen in verschiedenen Gefechten,
z. B. bei St. Denis, St. Charles, St. Eustach, Grand Brüle; die An-
führer, auf deren Köpfe Preise gesetzt waren, flohen in die Unionsftaaten,