1862 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Bumüller, Johannes
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
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Die Zeit von 1815 bis 1857.
Schildwache gegen Rußland gebrauchen zu lassen und dessen Argwohn
beständig rege zu erhalten. Da indessen die russische Politik unaufhalt-
sam auf ihre Zielpunkte losgcht, so mußte sich Persien auch alsbald
gegen England verwenden lassen. Das persische Heer, das 1838 vor
Herat erschien, hatte als eigentlicher Hebel der russische Gesandte in
Bewegung gesetzt und derselbe sollte auch ein Bündniß zwischen dem
persischen Schah und Dost Mohammed von Kabul, dem unternehmend-
sten Fürsten der Afghanen, zu Stande gebracht haben. Es habe sich
um nichts Geringeres gehandelt, verlautete dann und wann, als um
einen Einfall in Ostindien, was um so erklärlicher schien, als die musel-
männischen Afghanen geschworene Feinde der heidnischen Shiks waren,
die ihnen das Peschawer entrissen hatten. Was Schah Nadir im vorigen
Jahrhundert mit Erfolg unternommen hatte, nämlich einen Heereszug
von Persien bis an den Ganges, kann in diesem Jahrhundert keine
Unmöglichkeit sein, da die iranischen Volksstämme noch ebenso kriegerisch
und beutelustig sind, und es dem persischen Schah sowie Dost Moham-
med ein Leichtes wäre, eine ganze Fluth von Reitern und räuberischen
Gebirgsbewohnern in Bewegung zu setzen, wenn sie nur den Sold für
ein Jahr aufbringen könnten. Mochte es mit den in Teheran und
Kabul von russischen Agenten gesponnenen Planen eine Bewandtniß ge-
habt haben, welche es wolle, so viel ist gewiß, der Generalgouverneur
von Ostindien, Lord Auckland, schloß ein Bündniß mit Rnndschid
Singh von Lahore, ein englisches Heer marschierte aus Bengalen nach
Schikarpur am untern Indus, ein kleineres kam zu Schiffe stromauf-
wärts und die vereinigte Macht führte General Keane durch den Bolan-
paß nach Kandahar, das von der Division Nott besetzt wurde, worauf
Keane am 22. Juli vor Ghizni anlangte, dasselbe am Abend während
einiger Stunden beschoß und am folgenden Morgen mit Sturm nahm.
Dost Mohammed wurde in einem Treffen geschlagen, Kabul ergab sich
am 4. August, die Engländer besetzten D sch ela lab ad und Peschawer,
indem sie durch das Gebiet der Sikhs die Verbindung mit ihren nord-
westlichen Gebietstheilen in Ostindien herstellten, obwohl die Sikhs die
englischen Durchmärsche und Etappen nicht gerne sahen (Rnndschid
Singh war am 27. Juni gestorben). Das folgende Jahr ergab sich
Dost Mohammed den Engländern, sie besetzten Dader und Ke lat im
Lande der Beludschen, faßten also vom obern Lauf des Indus bis
an dessen Mündung festen Fuß. Afghanistan schien sicher, da der ehemals
von Dost Mohammed vertriebene und von den Engländern wieder eingesetzte
Schah Schudschah von den afghanischen Häuptlingen anerkannt wurde,
daher man sich in England nicht wenig über die Erfolge in Asien freute.
Man tröstete sich damit über den Brand, der am 30. Oktober 1841 mit
einem Theile des Tower viele Trophäen aus früheren Zeiten verzehrte,