1862 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Bumüller, Johannes
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Entwaffnung der Mahratten rc.
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eroberte diese Felsenfestung und nahm den Mahratten ihr sämmtliches
schönes Geschütz weg. Das Direktorium der ostindischen Kompagnie
war jedoch, wie es scheint, mit den Unternehmungen des Gencralgou-
verneurs, der einen Anlaß zum Kriege suchte und überdies die Hindu
den Mohammedanern gegenüber systematisch begünstigte, nicht zufrieden
und rief ihn zurück; die Mahrattenfürsten behielten ihre Besitzungen
unter britischer Schutzherrlichkeit, der sie bereits seit 1817 unterwor-
fen waren.
Dagegen versäumte es die britische Politik nicht, ihre Hand über
das herrliche P end schab auszustrecken und dem Reiche der Sikhs ein
Ende zu machen. Die Sikhs (d. h. Schüler) sind ein Mischvolk, dem
Hauptbestandtheile nach jedoch Hindu, und eine eigene Religionspartei.
Der Stifter derselben war Nanak, gestorben 1559, der Erneuerer
Guru Gowind, gestorben 1670; ihr Religionssystem ist ursprünglich
ein Deismus, der zwischen der altindischen, nach Nanaks Behauptung
nicht polytheistischen Religion, und dem Islam vermitteln sollte, hat
sich aber allmahlig der braminischen Abgötterei sehr genähert. Die
Sikhs wurden von ihren muselmännischen Beherrschern (Großmogul,
Persern, Afghanen) hart verfolgt, erhielten sich aber dennoch, setzten dem
muselmännischen Fanatismus einen eigenen entgegen und errangen bei dem
Zerfalle des persischen und afghanischen Reichs unter ihren Häuptlingen
(Radschas) eine gewisse Unabhängigkeit, konnten jedoch nur einen unruhigen
militärischen Föderativstaat zu Stande bringen. Ueber die Häuptlinge er-
hob sich seit 1798 Rundschid Singh von Lahore; 1811 hatte er
bereits seine Anerkennung als Maharadscha, d. h. Oberhaupt der ganzen
Konföderation, erkämpft, eroberte 1818 Multan, später Kaschmir und
Peschawer, schulte einen Theil seines Heeres durch napoleonische Offiziere
(Allard, Ventura, Avitabile rc.) nach europäischer Weise ein und be-
hauptete die Herrschaft über das Pendschab gegen die Angriffe der Af-
ghanen, sowie gegen einheimische Aufstände. Als Dost Mohammed im
Bunde mit Persien (und Rußland) Ostindien bedrohte, ging er ein
Bündniß mit den Engländern ein, starb jedoch schon den 27. Juni 1839,
worauf die in den asiatischen Staaten nach einem Thronwechsel gewöhn-
liche Anarchie folgte, indem sich Söhne und Neffen um den Thron und
einzelne Provinzen stritten. Die Engländer machten zuletzt ein schieds-
richterliches Recht geltend, worauf die Sikhs, ohnehin wegen der Durch-
märsche englischer Truppen und der Besetzung von Peschawer erbittert,
insgejammt zu den Waffen griffen. Am 4. Dezember 1845 überschritt
ein zahlreiches Heer den Setletsch (den Hauptstamm des Hyphasis oder
Beiah, des östlichsten Flusses im Pendschab) und lieferte der englischen
Armee am 18. Dezember bei Mudki ein mörderisches aber unentschie-
denes Treffen, ein zweites mit dem gleichen Erfolge bei Ferosschah