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1. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 574

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
574 Die Zeit von 1815 bis 1857. bis sie sich selbst aufteibt und der Kromwell und Bonaparte erscheint, der die Meisterschaft zu üben versteht. Die Konstitution wurde demnach als Mittel gegen die Revolution bezeichnet, zugleich aber an eine preußische Konstitution die kaum etwas verschleierte Weissagung poli- tischer Größe geknüpft; ein Fingerzeig deutete darauf hin, daß England nach dem Sturze Jakobs Ii. durch Wilhelm von Oranien, unter dem die englische Konstitution ihre Ausbildung erhielt, zu der großen Welt- rolle zurückgeführt wurde, die Elisabeth begonnen, die Stuarts aber unterbrochen hatten, weil sie dieselben mit dem Streben nach unum- schränkter Herrschaft vertauschten und sich lieber mit Spanien und Frank- reich, den Musterstaaten des modernen Despotismus, verbündeten, an- statt mit ihnen um den Preis zu ringen, der dem konstitutionellen Eng- land seitdem zugefallen ist. Wie Preußen durch die nationale That des Zollvereins eine Gruppe deutscher Mittel- und Kleinstaaten durch die materiellen Interessen sich unauflöslich verbunden hätte, so müßten diese Staaten, seit Jahrzehnten konstitutionell, aber durch das Entgegen- wirken Oesterreichs und Preußens im Genüsse ihrer Rechte verkümmert, sich an ein konstitutionelles Preußen anschließen und diesem die Hege- monie in die Hand geben. Was in Dahlmanns Schriften nur durch- scheint, sprach 1830 der Württemberger Paul Pfizer, ein hervorragendes Mitglied der württembergischen Ständekammer, in seinem „Briefwechsel zweier Deutschen" unumwunden aus; er fand sogar in dem Umstande, daß Sachsen, Franken, Schwaben, Bayer und Oesterreicher, aber kein Preuße die Krone des Reichs getragen, eine Vorbedeutung, daß Preußen die Hegemonie eines neuen deutschen Reichs beschieden sei und der Adler Friedrichs des Großen das verwaiste Deutschland mit seiner Schwinge decken werde, Gedanken, die im Frühjahre 1849 eine große, wenn auch nur vorübergehende praktische Bedeutung erhielten. Von Oesterreich war bei solchen Erörterungen kaum die Rede; denn es schien von Deutschland nur dann Notiz zu nehmen, wenn es sich um die Züchti- gung irgend einer politischen Bewegung handelte, sonst schloß es sich durch eine strenge Zolllinie von dem deutschen Gewerbeleben ab und von der deutschen Wissenschaft durch Beschränkung des Unterrichts und viel- fache Bücherverbote; es ging seinen Weg für sich, schien überhaupt nur im Falle eines Kriegs gegen Frankreich für das nördliche und westliche Deutschland die Bedeutung eines mächtigen Bundesgenossen zu haben. Begreiflich konnten die Schutzredner des Konstitutionalismus von Oester- reich nichts erwarten, denn daß auch Oesterreich nach der doktrinären Schablone konstitutionell werden könnte, daran dachte niemand, weil die Unmöglichkeit dieses Regierungssystems für Oesterreich einleuchtete. Man hätte es aber auch aus anderen Gründen in das neue Reich nicht auf- nehmen können; denn es war zu groß für dasselbe, eine preußische
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