1862 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Bumüller, Johannes
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
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Die Zeit von 1815 bis 1857.
Selbstmord weg, während der gemeine sich noch jetzt an demselben er-
baut. Die fieberische Unruhe, welche die liberale Schweiz aufregte, wurde
noch durch die Ausländer gesteigert, sowohl durch solche, die sich als
Flüchtlinge oder als Niedergelassene im Lande selbst aufhielten, als auch
durch die Parteinahme der deutschen, französischen und englischen Blätter,
die fast ohne Ausnahme in die Lärmtrompcte stießen, als Luzern wirklich
am 26. Juni 1845 einige Jesuiten in seinen Mauern aufnahm. Die
Sache wurde dadurch zu einer von europäischer Wichtigkeit und ihre
endliche Entscheidung mußte die tiefste Einwirkung auf die Gemüther der
Völker üben.
Der sogenannte Sondcrbunbskrieg (1847).
Die radikale Partei in der Schweiz bereitete sich mit großer Um-
sicht zu dem Entscheidungskampfe vor, indem sie sich zuerst die Mehrheit
in der Tagsatzung sicherte, um unter der Aegide des Bundes, d. h. des
Gesetzes, gegen Luzern und dessen Verbündete vorzugehen. Luzern
hatte mit Uri, Schwyz, Unterwalden, Zug, Freiburg und
Wallis einen Bund geschlossen, nicht zum Angriffe, dazu wären die
sieben Kantone vielmal zu schwach gewesen, sondern zur gemeinschaft-
lichen Vertheidigung. Dazu waren sie durch die Buudesakte vollständig
berechtigt, die nur Bündnisse verbot, welche der Eidgenossenschaft oder-
einzelnen Kantonen nachtheilig sein könnten, also einen reinen Verthei-
digungsbuud nicht ausschloß; sie hatten zu ihrem Bündnisse alle nur
mögliche Ursache, da der Landfriedensbruch, den sich Aargau, Bern,
Solothurn und Baselland zu Schulden kommen ließen, bei der Eid-
genossenschaft keine Strafe fand, in Bern sogar Ochsenbein an die
Spitze gekommen war, der dadurch der Leiter des Vororts und Präsi-
dent für die nächste Tagsatzung wurde. Neu Haus nämlich, der den
Freischaarenzug gefördert und nach dessen Mißlingen in vornehmster Ma-
nier desavouiert hatte, fand in Ochsenbein einen erbitterten Gegner, der
ihn mit den schneidendsten Vorwürfen beschoß (unter anderm auch, er-
hübe sich aargauisches Klostersilber verehren lassen); die Stimmung des
Volkes war für Ochsenbein, die Verfassung wurde auf eine breitere de-
mokratische Grundlage gestellt, Neuhaus fiel durch und dirigierte die
wenigen Jahre bis zu seinem Tode eine Drahtstiftenfabrik. Bern, der
stärkste und stolzeste Kanton der Schweiz, der seine Niederlage durch Lu-
zern nicht verschmerzen konnte, hatte durch die Wahl Ochseubeius ver-
ändern Schweiz deutlich genug erklärt, daß es bereit sei nicht mehr mit
Freischaaren, sondern als Kanton mit seiner bewaffneten Macht gegen
Luzern einzuschreiten. Im gleichen Jahre (1846) wurde Genf radi-
kalifiert, nachdem die Arbeiter der Vorstadt St. Gervais über die reiche