1862 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Bumüller, Johannes
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Einzug der Franzosen in Rom.
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Punkt in Oberitalien verloren, denn Genua, das sich nach der Schlacht
von Novara empört und die Republik ausgerufen hatte, war von de
la Marmora am 4. April erstürmt worden; die eifrigsten Republikaner
und Fremden schifften sich nach Rom ein, wo damals das revolutionäre
Banner noch hoch wehte.
Einzug der Franzosen in Rom (3. Äuti).
Es geschah wohl viel mehr aus Eifersucht gegen Oesterreich, das
jedenfalls Garibaldi und Mazzini auch aus Rom vertrieben hätte, als
aus Sympathieen für Pius Ix., daß der Präsident Louis Napoleon
eine französische Expedition nach dem Kirchenstaate schickte, welche am
5. April in Civita Vecchia landete. Der Kommandant derselben, Ge-
neral Oudinot, führte anfangs gegen die Römer keine entschieden feind-
selige Sprache und nahm ungefähr die Rolle eines bewaffneten Vermitt-
lers an; allein die französischen Truppen, welche ohne weiteres in die
Stadt einziehcn wollten, wurden mit Flintenschüssen empfangen und ihr
förmlicher Angriff tapfer abgeschlagen. Nicht besser fielen neue Stürme
am 30. April und 3. Juni ans, Oudinot mußte Rom regelmäßig be-
lagern und that dies aus Schonung gegen die Monumente auf der stärk-
sten Seite der Stadt. Garibaldi leitete die Vertheidigung mit Ge-
schick und Entschlossenheit, zuletzt mußte er jedoch die Unmöglichkeit eines
längern Widerstandes einsehen und zog mit 4000 Mann fort, die Fran-
zosen aber besetzten am 3. Juli Rom, nachdem sich das diktatorische Trium-
virat der römischen Republik (Mazziui, Saffi, Armellini) entfernt
hatte. Garibaldi wandte sich zuerst gegen die Abruzzen, als er aber
den erwarteten Anhang nicht fand, gegen Toskana, wich den verfolgen-
den Franzosen und Oefterreichern durch geschickte Wendungen aus, bis er
von den letztern erreicht und geschlagen wurde, jedoch selbst cutkam. Aus
den Resten seiner Truppe, sowie anderer Freischaarcn bildeten sich Räuber-
banden, die besonders den Kirchenstaat beunruhigten, bis Franzosen und
Oesterreicher dem Unwesen durch das Standrecht ein Ende machten.
Pius Ix. kehrte erst am 12. April 1850 in die undankbare Stadt
zurück, wo sich die Franzosen festsetzten und die Engclsburg zu einem
bedeutenden Waffenplatze um schufen; der milde, väterliche Pius Ix. mußte
nun sein Volk mit Strenge regieren, das durch seine verbrecherische
Schwärmerei dem Kirchenstaate unsäglichen Schaden zugefügt hat, dessen
Heilung lange Zeit erfordern wird.
Im Hochsommer 1849 war demnach die Revolution in Italien
durch österreichische und französische Waffen niedergeworfen; cs war dies
ein Glück für Italien, insofern es durch den Sieg der Revolution zum
Schauplatz unendlicher Bürgerkriege und wahrscheinlich wie 1799 zum
Kampfplatze der europäischen Großmächte geworden wäre.